Die Spitalsärzte beklagen sich, dass sie immer mehr Bürokratie mit immer weniger Unterstützung abwickeln müssen und daher immer weniger Zeit für die Patienten haben.
Ärzte, Krankenpflege- und Medizintechnik-Personal bleiben im Dienst, das Sekretariatspersonal geht - trotz steigenden Bedarfs - heim.
Diese Situation ergibt sich laut dem Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte, Harald Mayer, jeden Freitag ab 12.00 Uhr in den Spitälern. Die Mediziner veröffentlichten jetzt ein Manifest. Sie warnten davor, dass sie auf diese Weise noch mehr bürokratische Aufgaben übernehmen müssen.
Mehr Zeit für Patienten
"Es geht uns darum, dass wir wieder
mehr Zeit für unsere Patienten bekommen. Wir kommen immer weiter weg von den
Patienten. Umfragen haben ergeben, dass sich vom Jahr 2003 bis zum Jahr
2006, also in drei Jahren, die Arbeitsbedingungen in den Spitälern so
verändert haben, dass die Zeit für die Patienten um fünf Prozent
zurückging", sagte Mayer.
Turnusärzte auf der Strecke
Der Standesvertreter wies darauf
hin, dass die Spitalserhalter nun zwar "phasenweise" das
Krankenanstaltenarbeitszeitgesetz beachten, zu mehr Personal sei es aber
auch nicht gekommen. Darunter litten auch die in Ausbildung stehenden Ärzte.
Mayer: "Die Turnusärzte sind die Zukunft der Medizin. Wir haben seit dem
Jahr 2000 ein Tätigkeitsprofil für Turnusärzte. Umgesetzt wurde es bis heute
nicht."
Sekretäre gehen heim
Verwaltungs-, Dokumentations- und
Organisationsaufwand würden immer mehr Ressourcen beanspruchen, die
Infrastruktur dafür fehle aber in den Krankenhäusern, stellte der
Bundeskurienobmann fest. Ein Beispiel: "Am Freitag um 12.00 Uhr sind im
Spital 'nur' noch die Ärzte, die Pfleger und das Medizintechnik-Personal.
Wir haben bis Montagfrüh keine Sekretariate. Dann klopfen wir Ärzte im
Einfinger-System die Arztbriefe in den Computer."
An OGH-Urteil halten
Der stellvertretende Kammeramtsdirektor der
Ärztekammer, Lukas Stärker, verwies auf ein oberstgerichtliches Urteil aus
dem Sommer dieses Jahres, wonach die Spitalserhalter auch die Ressourcen für
eine hochwertige Versorgung bereitzustellen hätten: "Wo außen 'Spital'
draufsteht, muss auch 'Spital' drin sein."
Manifest mit 10 Punkten
In dem Manifest werden in zehn Punkten
die Forderungen der angestellten Ärzte zusammengefasst: Mehr Zeit für
Patienten, Umsetzung des Tätigkeitsprofils für Turnusärzte, Entlastung von
administrativen Aufgaben, ausreichen Sekretariatspersonal, Sicherstellung
eine optimalen Versorgung ohne Beeinträchtigung durch ökonomische Vorgaben,
Finanzierung von Fort- und Weiterbildung, Erhöhung der Grundgehälter, um
wegzukommen vom Nachtdienst-Anreiz-System, Einhaltung der Arbeitszeiten und
Personalplanung ohne Ausreizung aller nur gerade noch möglichen
Höchstarbeitszeitgrenzen.