Der anonyme Brief eines Cobra-Beamten brachte die Diskussion ins Rollen.
Wien. Der Autounfall von zwei alkoholisierten Bodyguards der Familie Nehammer am 13. März wird zur Staatsaffäre. In einem anonymen Schreiben erhebt ein „frustrierter Cobra-Beamter“ schwere Vorwürfe gegen Kanzler Nehammer und seine Ehefrau Katharina.
Anfragen. Das rief SPÖ und FPÖ auf den Plan: In gleich vier parlamentarischen Anfragen an Innenminister und Kanzler orten sie viele offene Fragen zu der Causa und der Cobra-Überwachung der Familie Nehammer insgesamt.
Kontakt. Neben den genauen Tätigkeiten der Beamten wollen beide Parteien wissen, ob es nach dem Vorfall eine Kontaktaufnahme oder sogar mögliche Intervention bei Cobra-Chef Bernhard Treibenreif gegeben hat, um den Unfall zu vertuschen. Die Oppositionsparteien wollen wissen, was genau in der Unfallnacht passierte und ob die Kanzlergattin mit dabei war.
Vorwürfe. In dem Brief wird auch der Umgang der Familie Nehammer mit ihren Personenschützern thematisiert: Die Bodyguards sollen nicht nur als Babysitter für die Kinder dienen, sondern auch für allerlei andere private Erledigungen herangezogen werden: Pakete bei der Post abholen, PCR-Tests abgeben oder Anzüge in die Reinigung bringen. Das gehört eigentlich nicht zur Berufsbeschreibung der topausgebildeten Sicherheitsmänner des Staates.
Ärger. Bereits am Montagnachmittag rückte das Innenministerium aus und verurteilte die „falschen Behauptungen“. Um 18.45 Uhr nahm Kanzler Nehammer dann in einer spontan einberufenen Pressekonferenz persönlich zu den Vorwürfen Stellung.
„Rote Linie.“ Ein sichtlich emotionaler Kanzler dementierte sämtliche Vorwürfe und verurteilte die SPÖ-Anfrage als „Tiefpunkt der politischen Auseinandersetzung“. Damit sei eine „rote Linie“ überschritten worden. Dass er interveniert habe, sei eine „Lüge“. Die Nehammers prüfen jetzt rechtliche Schritte.