Schräger Werbespot

Gewessler provoziert: ''Österreich ist nicht ganz dicht''

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Ein neuer schräger Werbespot vom Umweltministerium sorgt derzeit für Irritationen.

Wien. Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) will die thermische Sanierung von Gebäuden forcieren und startet deswegen eine Werbekampagne mit dem Slogan "Österreich ist nicht ganz dicht".

Ein skurriler Werbeclip soll auf den Sanierungsbonus aufmerksam machen: Fenster, Türen und Dächer werden zu Comicfiguren, die den Hausbewohnern das Leben schwer machen, oder sich beklagen. "Nicht offen, nicht zu, nicht offen, nicht zu", regt sich eine Comic-Tür auf. "Österreich ist nicht ganz dicht. Genau genommen sind es unsere Wände, Fenster, Türen und Dächer, die nicht ganz dicht sind", wird im Werbeclip erklärt. "Jetzt bis zu 14.000 € Sanierungsbonus holen und dauerhaft Energiekosten senken", so die Message. Dem skurrilen Clip dürfte die Aufmerksamkeit sicher sein. 

Mit der Kampagne wolle man die Bevölkerung über die Möglichkeiten der Sanierung informieren und die Förderfälle für thermische Sanierung verdreifachen, sagte Gewessler am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Eine halbe Million Häuser in Österreich seien nicht ausreichend gedämmt.

Wände, Fenster, Türen und Dächer oft nicht ganz dicht

Oftmals seien Wände, Fenster, Türen und Dächer nicht ganz dicht oder nicht gut gedämmt, so die Umweltministerin. Sanieren leiste auch einen wichtigen Beitrag zum Schutz des Klimas, weil dadurch der Energieverbrauch für Wärmezwecke deutlich sinke. 

Der Marktforscher Branchenradar hatte im März berichtet, dass die staatliche Förderung für thermische Sanierung von Wohnraum nur zaghaft genutzt wird. Um die thermische Sanierung attraktiver zu machen, hob das Klimaministerium zu Jahresbeginn die Förderbeträge 2023 an. Die Fördersätze steigen von maximal 30 auf maximal 50 Prozent, weiters wurden die Sanierungspauschalen angehoben. Der Sanierungsscheck für Private (Ein- und Zweifamilienhaus, Reihenhaus) wurde auf bis zu 14.000 Euro pro Projekt erhöht.

Thermische Sanierungsoffensive für Private und Betriebe 

Für die Jahre 2023/24 hat die Regierung für die thermische Sanierungsoffensive für Private und Betriebe sowie die Förderungsaktion "raus aus Öl und Gas" rund 940 Mio. Euro budgetiert. Letztes Jahr entfielen laut Gewessler rund 20 Prozent der Förderungen auf thermische Sanierung und 80 Prozent auf den Kesseltausch.

Der Obmann des WKÖ-Fachverbands der Stein- und keramischen Industrie, Robert Schmid, sieht nun gute Voraussetzung für die thermische Sanierung, weil aus seiner Sicht Rohstoff- und Arbeitskräftemangel derzeit kein Thema mehr ist. "Wir haben genug Material und Arbeitskräfte", sagte er bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Gewessler. Die Preisentwicklung bei Sanierungen sei auch "im Rahmen". "Es gibt keinen Grund, die thermische Sanierung nicht anzugehen", so Schmid. Eine Gebäudedämmung rechne sich meist in weniger als zehn Jahren und mit dem neuen Sanierungsbonus oft deutlich schneller. "Mit einer umfassenden Sanierung lassen sich 70 bis 80 Prozent der Heizkosten einsparen", erklärte der Klima- und Energiesprecher von Global 2000, Johannes Wahlmüller.

Weniger Energieverbrauch als Hauptmotivation zur Sanierung 

Bei einer aktuellen Meinungsumfrage von TQS Research&Consulting nannten 44 Prozent der befragten Eigenheimbesitzerinnen und Eigenheimbesitzer Kosteneinsparung durch weniger Energieverbrauch als Hauptmotivation zur Sanierung. Auf die Frage, welche Gründe gegen eine Sanierungs- oder Verbesserungsmaßnahme sprechen, verwiesen fast zwei Drittel der Befragten auf die Komplexität und den zeitlichen Aufwand des Vorhabens.

Die Werbekampagne zum Sanierungsbonus soll während der Förderperiode 2023/24 in TV, Hörfunk, Print und online laufen. Das Kampagnenbudget für das Jahr 2023 beläuft sich auf 3,25 Mio. Euro.

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