Angriff aus Hass?

Attacke auf Juden in Wien: Das sagt Strache

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Die brutale Attacke auf Juden in Wien wurde nun endgültig zum Politikum.

Nachdem ein 24 Jahre alter Mann am Donnerstag in der Wiener Leopoldstadt mehrere Passanten attackiert hat, darunter auch Juden, hat die Staatsanwaltschaft am Freitag einen Antrag auf U-Haft gestellt. Der Mann befand sich in Gewahrsam in der Justizanstalt. Außerdem wurde ein Sachverständiger für Psychiatrie bestellt, der den Mann begutachten wird, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Nina Bussek, am Freitag der APA.

Der Vorfall erregte schnell öffentliches Interesse. Die Israelische Kultusgemeinde ist sich sicher: Das war ein gezielter Angriff auf Juden. Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), traf am Freitag Augenzeugen einer Attacke. "Nach den Schilderungen besteht kein Zweifel über das antisemitische Motiv des Angreifers", sagte der IKG-Präsident. Demnach habe der 24-Jährige auf zwei durch ihre Kleidung als Juden erkennbare Männer eingeschlagen. Laut Deutsch hätte er sich währenddessen abfällig über Juden geäußert.

ÖSTERREICH-Reporterin Larissa Eckhardt sprach mit einem der Opfer, Daniel S. Auch er glaubt an ein antisemitisches Motiv: „Ich glaube, dass dieser Angriff antisemitisch war, weil er nur Juden attackiert hat. Wir waren alle als Juden erkennbar. Ich trug eine Kippa und meine Zizit sowie eine Tefillin-Tasche. Die anderen Juden trugen auch Kippas.“

Kurz und Strache schockiert

Die brutale Attacke wurde mittlerweile auch zum Politikum. Bundeskanzler Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) zeigte sich auf Twitter von einem möglichen antisemitischen Motiv schockiert. „Wir tun als Bundesregierung jedenfalls alles dafür, damit jüdisches Leben in Österreich in Sicherheit möglich ist und kämpfen entschieden gegen jede Form von Antisemitismus“, schrieb er.

Nun meldete sich auch sein Vize zur Wort. FP-Chef Heinz-Christian Strache twitterte: „Nach gewaltsamen Angriffen gegen Juden auf offener Straße durch Muslime in Berlin jetzt auch in Wien? Die Behörden ermitteln! Wir stehen in jedem Fall für den Schutz unserer jüdischen Mitbürger vor dem gefährlichen importierten muslimischen Antisemitismus!“

 



 

 

Schockiert zeigte sich auch FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus in einer Aussendung am Freitag. Beim Angreifer handle es sich um einen Mann mit türkischem Migrationshintergrund. "Seit Jahren warnen wir vor diesem aus muslimischen Ländern importierten Antisemitismus. Ich kann es nicht akzeptieren, dass Wiener aufgrund des Tragens einer Kippa attackiert werden", so Gudenus.

Deutsch kontert rechtsextremen Vereinnahmung

Deutsch lehnte auch die Vereinnahmung der physischen Attacke durch Rechtsextreme ab. "Vor den Gefahren des politischen Islam haben wir schon gewarnt, als Rechtsextreme noch ausschließlich gegen Juden hetzten. So wie Islamisten keine Verbündeten im Kampf gegen Rechtsextreme sind, sind auch Rechtsextreme keine Partner im Kampf gegen Islamisten", bekräftigte Deutsch.

Die Türkische Kulturgemeinde in Österreich (TKG) verurteilte die Gewalttaten in der Taborstraße in Wien gegen jüdische Mitbürger. "Die Menschen aus der Türkei leben in Österreich seit über fünfzig Jahren mit den jüdischen Bürgern in gegenseitigem Respekt vorbildlich zusammen", hieß es in einer Aussendung.

Ermittlungen wegen schwerer Körperverletzung

Gegen den Österreicher wird wegen schwerer Körperverletzung und gefährlicher Drohung ermittelt, sagte Bussek. "Wir gehen von zumindest vier Opfern aus", sagte die Behördensprecherin. Noch sei das Ermittlungsverfahren am Anfang, weitere Opfer könnten hinzukommen. Den ersten Übergriff mit einer leichten Körperverletzung hat der Mann bereits am Mittwoch verübt. Einen antisemitischen Hintergrund gab es hier nicht. Am Donnerstag attackierte der offenbar psychisch beeinträchtigte Mann erst eine 37 Jahre alte Frau, anschließend einen Kippa-Träger.

Aussagen noch ausständig

Aussagen von Opfern und Zeugen sind noch ausständig. Dass die Übergriffe des 24-Jährigen antisemitisch motiviert waren, "kann ich nicht bestätigen", betonte Bussek. Diesbezügliche Informationen wurden der Behörde von der Polizei bisher auch nicht übermittelt, sondern die Auskunft, dass es sich um "wahllos ausgesuchte Opfer" gehandelt hätte. Die Staatsanwaltschaft wartet noch auf einen schriftlichen Bericht der Exekutive.

Ermittelt wird jedenfalls wegen gefährlicher Drohung und schwerer Körperverletzung. Im Paragraf 83 Strafgesetzbuch (StGB) ist geregelt, dass dieses Delikt auch für Täter gilt, die "mindestens drei selbstständige Taten (§ 83 Abs. 1 oder Abs. 2) ohne begreiflichen Anlass und unter Anwendung erheblicher Gewalt begangen" haben. Für die schwere Körperverletzung drohen bis zu drei Jahre Haft.

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