Der Beamte ging offenbar zunächst von existierenden Forderungen aus. Er bestätigte diese ohne Überprüfung und setzte damit einen Teufelskreis in Gang.
Der beschuldigte Beamte im millionenschweren Betrugsskandal in der Bundesbuchhaltungsagentur (BHAG) erklärt sein Vorgehen damit, zu Beginn der Schulungsfirma "Venetia" im guten Glauben eine Finanzierung übermittelt zu haben. Er sei zunächst davon ausgegangen, es gehe um tatsächlich bestehende Ansprüche. Der Anwalt des Beschuldigten, Martin Nemec, sprach von einem "fatalen Fehler", die Forderungen ohne eine Überprüfung zu bestätigt.
Karussell
Vor seiner Tätigkeit bei der BHAG habe sein Klient beim
AMS gearbeitet und den "Venetia"-Chef von dort als "langjährige Kundschaft"
gekannt. Bestätigt habe er zunächst nur finanzielle Ansprüche, von dessen
Existenz er ausging. "Die haben ja tatsächlich Forderungen gehabt", betonte
Nemec. Allerdings seien die von "Venetia" verlangten Summen zu hoch gewesen.
So entstand der erste Schaden. Zu einem späteren Zeitpunkt habe sein Klient
sehr wohl wissentlich höhere Forderungen ausgestellt, damit der schon
entstandene Schaden nicht bemerkt werde.
Grundsätzlich bleibt es bei der Verantwortung des Beschuldigten, der voll geständig ist und bei der Aufklärung mithilft. Er betont allerdings, keine Gegenleistung erhalten zu haben.
Keine Details zur Goldmine
Zur ominösen Goldmine, durch die der
Schaden angeblich gedeckt werden sollte, machte Nemec keine klaren Angaben.
"So abenteuerlich das auch klingen mag, mein Mandant hat zumindest geglaubt,
dass das stimmt", meinte er. Seines Wissens sei die Sache außerdem noch
nicht gänzlich überprüft worden. Laut Korruptionsstaatsanwaltschaft wurde
der Besitzer der Mine mittlerweile als Beschuldigter einvernommen.
Der Betrugsskandal wurde unmittelbar nach der Festnahme des Beamten und des "Venetia"-Chefs am 31. Jänner bekannt. Der BHAG-Mitarbeiter ließ dem Schulungsinstitut "Venetia" angeblich 16,5 Millionen Euro an Direktzahlungen zukommen und soll gefälschte Schuldverschreibungen ausgestellt haben, "Venetia" war Nutznießer. In Haft ist auch der Anwalt der für den Vertrieb der Schuldscheine gesorgt haben dürfte.