"Bleibe Klubobfrau"

Chaos bei Stronach: Jetzt spricht Nachbaur

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Nachbaur verlässt Partei – aber bleibt Klubobfrau: Jetzt tobt Streit unter Abgeordneten.

Untergangsstimmung im Team Stronach: Wie berichtet, schmiss Kathrin Nachbaur letzten Dienstag ihre ­Parteimitgliedschaft hin. Vertraute des Milliardärs sprechen von „Franks tiefer menschlicher Enttäuschung“ – nicht zuletzt auch, weil sie ihn später als andere in ihre Schwangerschaft eingeweiht hat. Nachbaur selbst ortet eine „Intrige“ gegen ihre Person.

Nachbaurs politischer Paukenschlag hat die Partei, die zuletzt bei Umfragen nicht über 1 % hinauskam, nicht nur zum Polit-Talk-Thema Nr. 1 gemacht, sondern das Team Stronach auch dramatisch gespalten. Denn Nachbaur will, wie sie im ÖSTERREICH-Interview bestätigt, weiter Klubobfrau bleiben. Und das, obwohl sie ihre Funktion als Obmannstellvertreterin zurückgelegt hat und aus der Partei ausgetreten ist.

Doch: „Wer aus der Partei austritt und sich nicht mit unseren Werten identifiziert, kann nicht Klubobfrau bleiben“, poltert Ex-Klubobmann Robert Lugar.

"Entfremdungs-Prozess ­zwischen Nachbaur & Frank"
Konträr sieht das der Abgeordnete und Primar Marcus Franz: „Da sich Frank heuer immer mehr in Übersee und weniger in Österreich aufgehalten hat, gab es seit Frühjahr einen Entfremdungsprozess zwischen Nachbaur und ihm. Ich unterstütze die Idee, dass sie Klubobfrau bleiben will“, sagt er zu ÖSTERREICH.

Während Franz einen „Neustart“ sieht, schimpft Lugar: „Es ist eine Katastrophe. Wir brauchen eine Klubsitzung, um die Lage neu zu bewerten.“ Stronach, der laut Insidern „nicht wünscht, dass Nachbaur bleibt“, hob am Samstag wieder in Richtung Kanada ab. Gegenüber ÖSTERREICH kündigte er an: „Ich komme Ende Jänner wieder.“ Wie man hört, will er dann „Clean House“ machen und sich auf die steirischen Landtagswahlen vorbereiten.

Das Aus zwischen Frank und der ehemaligen „Kronprinzessin“ soll sich längst ereignet haben. Nachbaur-Vertraute wissen: Sie habe von Franks „Einmischungen aus Übersee“ genug gehabt. Franks Freunde behaupten: „Ihr ging es nur ums Geld. Sie konnte den Hals nicht voll kriegen.“ Was dazu geführt habe, dass Stronach ihr die 140.000-Euro-Gage cancelte. Ein Frank-Intimus ist sich jedenfalls sicher: „Der Bruch ist nicht zu kitten.“
 

Nachbaur: "Ich bin gewählte Klubobfrau"

Im ÖSTERREICH-Gespräch nimmt Nachbaur zum Streit im Team Stronach Stellung – und kündigt an, auch ohne Parteimitgliedschaft Klubobfrau zu bleiben.

ÖSTERREICH: Frau Nachbaur, sind Sie nun aus dem Team Stronach ausgetreten?
Kathrin Nachbaur: Meinen Standpunkt werde ich nächste Woche im Team äußern, nicht über die Medien. Bei uns ist Parteibuch-Wirtschaft jedenfalls nicht wichtig. Bei uns ist der Mensch wichtig.

ÖSTERREICH: Ihr Parteikollege Robert Lugar meinte, dass Sie bei einem Parteiaustritt auch nicht mehr Klubobfrau bleiben könnten …
Nachbaur: Das ist seine Meinung, ich werde das mit den Abgeordneten nächste Woche im Detail besprechen.

ÖSTERREICH: Ihre Funktion als Obmannstellvertreterin haben Sie aber definitiv zurückgelegt?
Nachbaur: Ja, das stimmt. Frank Stronach hat sich einen starken Mann in der Partei gewünscht.

ÖSTERREICH: Aber Klubobfrau bleiben Sie auf jeden Fall?
Nachbaur: Ich bin gewählte Klubobfrau des Team Stronach und habe als solche auch von den Abgeordneten ein klares Votum bekommen.

ÖSTERREICH: Gab es ein Gespräch zu Ihrem Parteiaustritt mit Frank Stronach?
Nachbaur: Ja, wir haben miteinander gesprochen. Über den Inhalt möchte ich aber nichts sagen. Nur so viel: Ich bin Frank Stronach sehr dankbar, dass er diese Bewegung gegründet hat. Er hat viel bewegt. Wir ­wollen alle, dass die Partei funktioniert.

ÖSTERREICH: Werden Sie das Team Stronach auch weiter unterstützen?
Nachbaur: Mir liegt die Bewegung am Herzen. Aber man muss leider auch sagen, dass manche Dinge völlig falsch dargestellt wurden.


Interview: Niki Fellner
Autoren: (hir, prj)

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