Politik-Insider

"Zum Ersticken heimgeschickt"

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Einige Spitäler in Oberösterreich schicken Patienten mit Lungenentzündung weg.

Erschütternd. Hausärzte aus Oberösterreich – ­Namen und Arbeitsstätten sind ÖSTERREICH bekannt, aber die Betroffenen bitten um Anonymisierung – berichten ÖSTERREICH nun von schrecklichen Zuständen in Teilen Oberösterreichs.

Ein praktischer Arzt aus Linz sagt: „Zwei Patienten von mir, 90 Jahre alt, aber beide vor ihrer Covid-Infektion rüstig und selbstständig, wurden – er nach nur einer Nacht, sie nach zwei Tagen auf einer Normalstation – von zwei verschiedenen Spitälern in Linz wieder nach Hause geschickt.“ Die verzweifelte Schwiegertochter des Paares alarmierte den Hausarzt. „Ich kann sie doch nicht zu Hause ersticken lassen!“ Beide hatten bereits eine Lungenentzündung und „eine niedrige Sauerstoffsättigung“. Im Arztbrief des Spitals fehlte laut dem Hausarzt ein entscheidender und sonst üblicher Satz: „Bei Verschlechterung bitten wir um Wiedervorstellung.“ Das ist freilich mehr als die befürchtete Triage aus der Katastrophenmedizin. Nicht nur ein Intensivbett, auch ein Bett in der Normalstation und sogar palliative Hilfe sollten nicht mehr gewährleistet werden. „Zum Ersticken heimgeschickt“, das „können wir nicht zulassen“. Nur der engagierte Hausarzt konnte einen Arzt in einem anderen Spital überreden, sie doch aufzunehmen. Aber, so der Arzt: „Das gelingt nicht immer. Und es gibt unzählige solcher Fälle.“

»Auch junge Patienten abgewiesen worden«

Überlastung. Einzelne ­Spitäler in Oberösterreich – die Regionen sind ÖSTERREICH bekannt – seien bereits völlig überlastet, berichtet ein weiterer Arzt. Da sei „volle Triage im Gange“. Und er berichtet, dass „auch junge Covid-Patienten mit Schwäche und verschlechtertem Allgemeinzustand nicht mehr in diesen Spitälern aufgenommen“ würden.

Trotz hohen Fiebers würden sie „abgewiesen, wenn sie nicht sauerstoffpflichtig sind. In ihren Arztbriefen steht aber zumindest, dass sie bei weiterer Verschlechterung wiederkommen sollen.“

Ein Spital in Oberösterreich hat bereits die „inoffizielle Anordnung gegeben, keinen Patienten aus Pflegeheimen“ aufzunehmen. Einige Pflegeheime können aber weder Isolierung noch Behandlung sicherstellen. Offiziell wird Triage dementiert. Aber immer mehr Ärzte berichten von Überlastung. Wir werden weiter berichten.

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