Das sagt ÖSTERREICH

Rote Partien statt Herz für Partei

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Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Politik-Insiderin Isabelle Daniel.

Rote Glaubwürdigkeit. „Ich bin Chefin und ich bleibe Chefin“, kündigte gestern Pamela Rendi-Wagner an, während Teile ihrer Partei rätseln, was die SPÖ-Chefin wirklich antreibt. Müsste sie in diesen Tagen am Wiener Rathausplatz eine 1.-Mai-Rede halten, würde ihr freilich ein ähnliches Pfeifkonzert blühen, wie einst Werner Faymann 2016. Die Art der Kündigungen von 27 SPÖ-Mitarbeitern – jetzt will die Parteiführung Jobs für diese suchen – hat die SPÖ in ihrer Seele getroffen. Es geht um nicht mehr und nicht weniger als die Glaubwürdigkeit der Sozialdemokratie – um soziale Kompetenz und Intelligenz. Zwei mächtige Männer und eine mächtige Frau der SPÖ haben entschieden, dass Rendi-Wagner bleiben soll.

Intrigen. Die rote Krise ist schließlich eine Gemeinschaftsleistung – und sicher nicht nur ­Rendi-Wagners Schuld. Von Werner Faymann über Christian Kern bis zu sämtlichen SP-Führungsfunktionären tragen alle Mitverantwortung. Wenn die Partei es ihr nicht mehr zutraut, sie zu führen, sollen sie es ihr offen ins Gesicht sagen, statt sich in Intrigen zu flüchten. Ihre Unterstützer wiederum sollten entscheiden, ob es ihnen um Partien oder um die Partei geht. Die Narben des 1. Mai 2016 haben Förderer von ihr noch nicht verwunden. Warum arbeiten sie dann auf einen 1. Mai 2020 als Debakel für sie hin? Vielleicht sollten sie den Brief von Peter Kaiser doch lesen. Eine selbstkritische Analyse täte allen Partien der SPÖ gut.

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