Eine Studie zeigt auf, warum Rechtspopulismus so beliebt ist und die Gründe sind durchaus überraschend.
Sei es die FPÖ bei uns in Österreich, die AfD in Deutschland oder die Front National in Frankreich – Rechtspopulisten sind in Westeuropa auf dem Vormarsch. Sie sind jene, die bei Wahlen die großen Erfolge einfahren. Am 4. Dezember könnte der FPÖ-Kandidat Norbert Hofer sogar als erster Rechtspopulist Präsident eines westeuropäischen Landes werden. Aber warum ist das so? Wird Europa etwa zunehmend ausländerfeindlicher? Wurde das Vertrauen der EU-Bürger verspielt?
Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigt, warum der Rechtspopulismus in Europa gerade jetzt so erfolgreich ist. Demnach ist vor allem eines das Hauptproblem: Angst vor der Globalisierung und nicht etwa die persönlichen Werte und Einstellungen. Der persönliche Wertekompass beeinflusst die Anziehungskraft der rechten Parteien viel weniger, als angenommen. Der Wertekompass ist die subjektive Einordung der Befragten, ob sie sich als konservativ, liberal oder autoritär einschätzen würden.
Älter und geringerer Bildungsgrad
Wie die Studie enthüllt, sehen vor allem ältere Menschen aus bildungsferneren Schichten die Globalisierung als Bedrohung. In den meisten befragten Ländern, beschreiben sich mindestens die Hälfte der Wähler von rechtspopulistischen Parteien als Globalisierungskritiker. „Wir dürfen das Werben um besorgte Bürger nicht den Populisten überlassen. Die etablierten Parteien müssen die Angst vor der Globalisierung in ihre Arbeit einbeziehen“, so Aart De Geus, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung zum Studien-Ergebnis.
Zwar sehe die Mehrheit der Befragten die Veflechtung der internationalen Gemeinschaft als Chance, allerdings fast jeder Zweiter als Gefahr.
In Österreich die meisten Skeptiker
Auf die einzelnen Länder aufgeteilt, zeigt es durchaus Überraschungen. Gerade in Großbritannien, die sich in einem Referendum bekanntlich für den Ausstieg aus der EU entschieden haben, leben mit 61 Prozent der Befragten die meisten Globalisierungs-Befürworter. Deutschland reiht sich in die Mitte ein und am meisten Globalisierungsgegner findet man in Österreich und Frankreich. Bei uns sind 55 Prozent skeptisch gegenüber der Globalisierung.
Diese Faktoren lassen sich auch auf die mögliche Entscheidung eines EU-Austritts umwälzen. Unter den Befürwortern der internationalen Vernetzung würden 83 Prozent für einen Verbleib in der Europäischen Union stimmen. Bei den Gegnern haben lediglich neun Prozent Vertrauen in die Politik, 38 Prozent zeigten sich mit der Demokratie zufrieden und 57 Prozent der Globalisierungsgegner finden, dass zu viele Ausländer in ihrem Land seien.
Angst als Chance für Politik
Allerdings sehen Experten die Angst der Bürger auch als Chance für die Politik. „Das ist ein Hoffnungsschimmer für die Politik, denn Angst lässt sich leichter auflösen als fest zementierte Werte“, sagt Isabell Hoffmann, Autorin der Studie „Globalisierungsangst oder Wertekonflikt?“.
Dennoch muss die Politik jetzt reagieren und darauf achten, dass die Globalisierungsgewinne gerecht verteilt werden und jene unterstützt werden, die dadurch mehr verlieren, als gewinnen. „Wir dürfen das Werben um besorgte Bürger nicht den Populisten überlassen”, mahnte Aart De Geus.