Das sagt Österreich

Mondän ist der neue Stil im Kanzleramt

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Frauen-Power ist ein leicht inflationärer Begriff - aber bei Bierlein kann man ihn noch einmal strapazieren.

Frauen-Power ist schon ein leicht inflationärer Begriff – aber bei Brigitte Bierlein kann man ihn noch einmal strapazieren.

In der Männer-Domäne Justiz arbeitete sie sich mit Fachwissen und ruhiger eiserner Art ganz nach oben.

Ihre Wahl zur Kanzlerin ließ selbst die gerade so streitsüchtigen Parteien verstummen – und wurde von allen nahezu ehrfürchtig abgenickt.

 

Kluge Damen-Wahl von Präsident Van der Bellen

Dieser Schachzug, eine Frau als Übergangskanzlerin zu nominieren, zeigt Van der Bellens politische Raffinesse – und die seines Berater-Teams.

Kritik an Bierlein wäre schnell als frauenfeindlich oder stutenbissig verstanden worden und wie ein Boomerang negativ auf ­einen zurückgefallen.

Es zeigt aber auch, wie anerkannt Bierlein in der politischen Welt ist. Am Verfassungsgerichtshof hat sie unabhängig und ohne ­Tadel Gesetze aufgehoben oder durchgewunken. Und dabei keine politischen Tendenzen erkennen lassen.

 

So mondän war Kanzleramt lange nicht mehr

Bierlein hat es nicht nötig, sich davor zu „fürchten“, man könnte meinen, ihre einzige Qualifikation wäre es, eine Frau zu sein – bei ihr kommt auch keiner auf die Idee.

Ihr erster Auftritt war dennoch der modischste bisher. Ob dieser neue Stil – den man eher von US-Politikerinnen wie Nancy Pelosi kennt – auch für politisch frischen Wind sorgt?

Bierlein hat ihren eigenen Stil jedenfalls längst gefunden und wird sich von ihrer Aufgabe, das Land bis zur Neuwahl im September ruhig zu leiten, nicht ablenken lassen.

(Daniela Bardel)

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