Industriekommissar Verheugen will Tagfahrlicht für neue Autos ab 2010 und damit jährlich 2.000 Leben in der EU retten.
Licht einschalten - Licht ausschalten - und jetzt doch wieder einschalten. Bei den Autofahrern in Österreich sorgt der politische Wille für ein Durcheinander. Während das verpflichtende Fahren mit Licht am Tag gerade abgeschafft wird, wälzt die EU-Kommission genau gegenteilige Pläne.
Vorschlag der EU-Kommission
Industriekommissar Günter Verheugen
möchte ab 2010 für alle neuen Pkw und kleinen Lieferwagen ein automatisches
Tagfahrlicht vorschlagen. Es soll etwas schwächer sein als das normale
Abblendlicht und weniger Energie brauchen. Außerdem soll ein Sensor dafür
sorgen, dass bei eintretender Dunkelheit oder bei Einfahrt in einen Tunnel
automatisch das Abblendlicht aktiviert wird.
Die Entscheidung darüber ist noch nicht gefallen, beschlossen werden müsste der Plan Ende November im internationalen Gremium für Standards in der Autoindustrie (UN/ECE).
Ursprüngliche Empfehlung
Die Generaldirektion für Energie
und Transport der EU-Kommission hatte schon vor einem Jahr ein Tagfahrlicht
für neue Autos, plus die Verpflichtung zum Fahren mit Abblendlicht für
ältere Fahrzeuge, empfohlen. Damals hatte es in einer Studie gehießen, dass
das Tagfahrlicht helfen könnte, bis zu 2.000 Leben pro Jahr auf europäischen
Straßen zu retten.
In dem Papier wurden außerdem unterschiedliche Vorschläge durchgerechnet. Ergebnis: Das von Verheugen vorgeschlagene automatische Tagfahrlicht mit einer Lichtstärke zwischen Stand- und Abblendlicht würde zusätzliche Umweltkosten von gut sechs Mio. Euro pro Jahr verursachen, dazu kämen weitere Kosten für Benzin, Lampen und Installation.
Unterm Strich würden die Einsparungen durch die verringerte Unfallzahl (38,4 Mio. Euro) die Gesamtkosten der Maßnahme (rund 27 Mio. Euro) jedoch mehr als ausgleichen, heißt es in der Studie.
Österreichisches Modell
Durchgerechnet wurden auch die
Auswirkungen der europaweiten Einführung des verpflichtenden Fahrens mit
Abblendlicht am Tag (also des österreichischen Modells). Die Umweltkosten
werden mit 12,6 Mio. Euro fast doppelt so hoch angesetzt wie beim
energiesparenden Tagfahrlicht. Allerdings überwiegen auch hier die
Einsparungen durch die geringere Unfallzahl (47 Mio. Euro) die Mehrkosten
(rund 30 Mio. Euro).
Faymann begrüßt EU-Vorstoß
Verkehrsminister Werner
Faymann findet den Ruf nach einem speziellen "Tagfahrlicht" bei Pkw gut: Ein
"Sicherheitsgewinn" durch "Licht am Tag" sei nur dann möglich, wenn die
entgegenkommenden Verkehrsteilnehmer nicht geblendet werden. Das sei beim
normalen Abblendlicht nicht möglich, bei einem Tagfahrlicht schon.
Auch der ÖAMTC begrüßt die Pläne der EU-Kommission, fordert aber eine entsprechende Ausrüstung sämtlicher Neuwagen in Europa und sieht die Autoindustrie gefordert. Bisher gebe es nur wenige Hersteller (Audi, VW, Citroen, BMW), die serienmäßig Tagfahrlicht anbieten, und auch da nur für einige Modelle.