Vilimsky (FP) vs. Karas (VP):

EU-Wahl wird zum Hass-Duell

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Startschuss für EU-Wahlkampf ist gefallen. Der wird sich wohl   zwischen VP und FP zuspitzen.   

Wien/Brüssel. Die Fronten für den Kampf um Brüssel am 26. Mai sind bereits abgesteckt: Der Wahlkampf wird zum ­Duell – und zwar just zwischen den sonst so einigen Koalitionspartnern ÖVP und FPÖ. Nur wenige Stunden, nachdem Othmar Karas bekannt gab, wieder für die VP bei der EU-Wahl ins Rennen gehen zu wollen, warf ihm FP-Spitzenkandidat Harald Vilimsky auf der Bühne des freiheitlichen Neujahrstreffens den „blauen Fehdehandschuh ins Gesicht“.

Da fliegen die Fetzen. Die Fehde der beiden besteht schon über Jahre. Der FP-Politiker bezeichnete Karas als „EU-Pfarrer“. Der wiederum befand einige von Vilimskys Äußerungen für „eine Regierungspartei unwürdig“. Polit-Berater Thomas Hofer spricht gar von einer „innigen Abneigung“.

„Heikel“. Die Koalition plant, im Wahlkampf eine Doppelstrategie zu fahren: Auf EU-Ebene wird es richtig brutal: Vilimsky gibt den Patrioten, Karas den glühenden Europäer. So können sich die beiden Parteien optimal voneinander abgrenzen. Kurz und Strache wollen sich aus dem Duell aber weitgehend raushalten, um den Koalitionsfrieden nicht zu gefährden. „Für die türkis-blaue Harmonie-Erzählung ist das aber eine latente Gefahr“, glaubt der Polit-Experte.

Vilimsky ist zudem stets bemüht, Karas als Vertreter der „uralten ÖVP“ zu bezeichnen. Karas als Nr. 2 zur Seite gestellt wird VP-Staatssekretärin Karoline Edtstadler, quasi als Kurz-Kandidatin. Das wird im ÖVP-Vorstand heute offiziell beschlossen. Um 14 Uhr wird Kanzler Kurz die Liste präsentieren.

 

Vilimsky: "Werde Konfrontation mit Karas suchen"

ÖSTERREICH: Sie haben Karas unmittelbar nach Bekanntgabe seiner Kandidatur den Fehdehandschuh hingeworfen ...

Harald Vilimsky: Ich freue mich ja, dass er antritt. Da wird der Unterschied zwischen uns beiden, einem EU-Zentralisten Karas und einem, der Österreich vertritt, deutlich zutage treten.

ÖSTERREICH: Die Auseinandersetzung zwischen Ihnen beiden wird Türkis-Blau im Bund nichts anhaben?

Vilimsky: Ich glaube nicht, das sind ja zwei Ebenen der Auseinandersetzung. Und es ist so, dass ÖVP und FPÖ ein Übereinkommen haben, an das ich mich mehr halte als Karas. Er konterkariert immer wieder die Regierungslinie. Karas repräsentiert die uralte ÖVP, ist mit Sozialdemokraten und Grünen verbandelt und mehr an einer Zentralisierung der EU interessiert als daran, Österreichs Interessen zu vertreten.

ÖSTERREICH: Wird das ein Duell oder ein Dreikampf mit Andreas Schieder dabei?

Vilimsky: Ich glaube, dass Schieder keine Bedeutung spielen wird. Ich werde jedenfalls die Konfrontation mit Karas suchen.

ÖSTERREICH: Ihr Ziel?

Vilimsky: Das große Ziel ist, mit einer breiten Allianz zur zweitstärksten Kraft im EU-Parlament zu werden, um künftig Leute wie Juncker verhindern zu können. Auch auf nationaler Ebene wollen wir die SPÖ überholen, die ja ohne richtiges Rezept in diese Wahl geht.

 

EU-Kandidaten im Check des Experten

Analyse. Polit-Berater Thomas Hofer analysiert für ÖSTERREICH die Kandidaten-Auswahl der Parteien.

Othmar Karas (VP)

„Er hat seine Fans, aber eben auch seine eigenen Positionen. Damit spaltet er die Partei und darum wird ihm Edtstadler zur Seite gestellt.“

Andreas Schieder (SP)

„Ein erfahrener Politiker, aber die SP ist insgesamt schlecht aufgestellt. Wie sie bei dieser Wahl in Offensive kommen will, sehe ich derzeit nicht.“

Harald Vilimsky (FP)

„Sein Alleinstellungsmerkmal in der Runde ist sicher seine EU-Skepsis. Für die FP wird aber relevant, wie sehr sie mobilisieren kann.“

Claudia Gamon (Neos)

„Neos sind mit Gamon nicht schlecht aufgestellt. Die einzige Frau und dieser Altersfaktor auch noch – darauf kann man Botschaften aufsetzen.“

Werner Kogler (Grüne)

„Kogler war für Grüne, die Lebenszeichen setzen müssen, die sichere Wahl. Sie werden reinkommen, aber wohl nicht so hoch wie letztes Mal.“

Liste „Jetzt“: Voggenhuber

„Sollte die Liste ‚Jetzt‘ Voggenhuber für die Wahl gewinnen, wäre das okay. Ansonsten sollten sie ein Antreten bei der Wahl eher überdenken.“

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