Vorschlag von Ex-Caritas-Chef:

'Urlaubstag streichen, um Pflege zu finanzieren'

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Küberl schlägt ein Modell nach deutschem Vorbild vor.

Caritas und Diakonie begrüßten am Donnerstag, dass sich die Regierung - wie tags zuvor angekündigt - des Themas Pflege annehmen will. Caritas-Präsident Michael Landau hofft, dass es "nicht bei punktuellen Lösungsansätzen bleibt, sondern die Pflege in ihrer Gesamtheit reformiert und zukunftsfest gestaltet wird". Die Diakonie forderte die Regierung zu einem breiten Dialog mit allen Betroffenen auf.

Landau plädierte für eine "Gesamtstrategie für Österreich" unter Einbindung von Bund, Ländern und Gemeinden - und die Finanzierung aus einer Hand. Die derzeit neun verschiedenen Pflegesysteme müssten harmonisiert werden. Nötig sei eine "neue und solidarische Finanzierungslogik", das Pflegegeld müsse umfassend reformiert und jährlich valorisiert werden. Die Pflegeangebote müssten flexibel und den Bedürfnissen entsprechend ausgebaut, pflegende Angehörige unterstützt und die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf verbessert werden. Um mehr Menschen in Pflegeberufe zu bringen, sollte das Ausbildungssystem durchlässiger und an den tatsächlichen Bedarf angepasst werden. Schließlich gelte es, die - derzeit zu einem großen Teil auf Spenden angewiesene - Hospiz- und Palliativversorgung ausreichend zu finanzieren.

Ex-Caritas-Präsident: Urlaubstag streichen und Pflege finanzieren

Landaus Vorgänger Franz Küberl lässt im "Kleine Zeitung"-Interview aufhorchen. Er könne sich eine Art "Pflegeversicherung" vorstellen. Als Nachteil führt er allerdings die steigenden Lohnnebenkosten an. Hier könne die Politik mit einer steuerlichen Entlastung in anderen Bereichen entgegenwirken. Oder man orientiere sich am deutschen Modell. Man könnte einen Feiertag und damit Urlaubstag streichen, um mit der zusätzlichen Produktivität die Mehrkosten der Pflegeversicherung zu kompensieren. "Ob die Gewerkschaften da mitspielen, ist fraglich", so Küberl in dem Bericht. Als dritte Möglichkeit führt der Ex-Caritas-Präsident die Abschaffung der kalten Progression an. Dies wurde bereits von Türkis-Blau überlegt.

Diakonie will schnelle Gespräche

Die Diakonie sieht in der im Ministerrat beschlossenen Punktation der Regierung zwar wichtige Ansatzpunkte - hält aber eine "breite Diskussion über Lebensqualität im Alter" unter Einbindung auch der Pflege-Organisationen für dringend nötig: "Ideen und Konzepte für die künftigen Herausforderungen müssen gemeinsam entwickelt werden, um einerseits Expertise von Betroffenen und Non-Profit Organisationen abzuholen, und andererseits Akzeptanz in der Bevölkerung für die Reform zu erreichen." Die Regierung müsse möglichst rasch zu Gesprächen einladen.

Peter Kostelka, der Präsident des SPÖ-Pensionistenverbandes, ist mit den Regierungsplänen nicht ganz zufrieden. So drängte er auf eine jährliche Anhebung des Pflegegeldes in allen Stufen - und nicht nur ab Stufe 4 ab dem Jahr 2020 um nur ein Prozent. Viel zufriedener ist er mit dem am Donnerstag von Parteichefin Pamela Rendi-Wagner vorgestellten SPÖ-Pflegekonzept mit dem "klaren Bekenntnis zur Übernahme sämtlicher Pflegekosten durch die öffentliche Hand".
 

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