Grasser-Prozess

Ex-Lobbyist Hochegger legte Geständnis ab

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Auch in Causa Telekom angeklagt: Der Lobbyist und seine Auftraggeber füllten den Futtertrog der Politik.

Die Einen hatten es, die Anderen brauchten es, und er brachte sie zusammen - der Lobbyist Peter Hochegger sorgte mit dem Geld der teilstaatlichen Telekom Austria für gute Stimmung in der Politik. Dafür wurde er bereits einmal rechtskräftig verurteilt (zwei Jahre Haft), nun muss er sich wieder vor Gericht verantworten. Zu Beginn des Grasser-Prozesses sorgte der Steirer gleich für einen Paukenschlag: Er legte in der Causa Buwog ein Teilgeständnis ab.
 
"Ich war dumm und gierig", meinte der ehemalige Besitzer einer der größten PR-Agenturen des Landes zu Beginn des Prozesses. Wobei Hochegger aussagt, er habe erst nach der Privatisierung der Bundeswohnungen erfahren, dass Grasser und der Makler Ernst Plech bei der Provision mitkassiert hätten. Seitdem herrscht zwischen seinen Sitznachbarn und ehemaligen Geschäftspartnern Karl-Heinz Grasser sowie Walter Meischberger und ihm auf der Anklagebank Eiszeit. Hochegger geriet ins Visier ihrer Anwälte, die ihm eine illegale Absprache mit der Staatsanwaltschaft vorwerfen - was er zurückweist.
 
Hocheggers Aufstieg begann mit dem Regierungswechsel unter Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) im Jahr 2000. Über ein Projekt des Magna-Gründers Frank Stronach lernte er zuvor Grasser kennen, der unter Schüssel Finanzminister wurde. Hochegger gelang es, mehrere Aufträge teilstaatlicher Unternehmen an Land zu ziehen, allen voran der Telekom Austria. Später betrieb der Lobbyist eine gemeinsame Firma mit Grasser. Und letztendlich lukrierte er beim Verkauf der Bundeswohnungen eine Provision von 2,5 Mio. Euro.
 
Buwog, Telekom und Terminal Tower Linz - diese Causen bescherten dem Wahl-Brasilianer und Doktor der Wirtschaftswissenschaften regelmäßige Aufenthalte vor Gericht in Wien. Bis zur Urteilsverkündung im Grasser-Prozess wurde er von Richterin Marion Hohenecker angewiesen, in Österreich zu bleiben. Hochegger selbst gibt sich nach außen geläutert und entspannt.
 
In den knapp drei Jahren des Prozesses zeichnete er ein ernüchterndes Sittenbild der Politik: Die Telekom habe erst gar nicht auf die politisch Verantwortlichen zugehen müssen und ihnen die (Geld-)Karotte vor die Nase halten - es sei durchaus selbstbewusst nachgefragt worden. Wie auch sein Sitznachbar auf der Anklagebank, der Lobbyist Walter Meischberger, zeigt er sich verwundert, dass dies für die meisten von ihnen keinerlei rechtlichen Konsequenzen hatte.
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