Ein Kommentar von oe24-Chefredakteur Niki Fellner.
Der tragische Tod der oberösterreichischen Ärztin Lisa-Maria Kellermayr bewegt ganz Österreich. Und er sorgt für eine längst überfällige Diskussion über die radikale Szene in diesem Land (Impfgegner, Putin-Trolle). Viel zu lange wurde dem zunehmend aggressiver werdenden Social-Media-Mob nichts entgegengesetzt. Auch die Behörden – von Justiz bis Polizei – haben das Bedrohungspotenzial viel zu oft nicht ernst genommen, wie der Fall der toten Ärztin zeigt.
Wie kann es sein, dass die engagierte Medizinerin trotz unzähliger Morddrohungen keinen Polizeischutz hatte? Warum hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen einen bekannten Täter – mit dem fadenscheinigen Argument, dass er in Deutschland lebe – einfach eingestellt?
Aber auch die Politik hat auf allen Ebenen und über alle Parteigrenzen hinweg versagt: Kellermayr hat in zig Medien Interviews zu ihrer Misere gegeben, hat monatelang versucht mit Regierung und Opposition ins Gespräch zu kommen, niemand hat ihr geantwortet.
Dass nun alle Politiker Aufklärung fordern und der Tod von Lisa-Maria Kellermayr auch ins Parlament kommt, ist zwar prinzipiell gut. Zu befürchten ist aber, dass auch in diesem Fall – wie so oft – keine Konsequenzen gezogen werden. Der Fall Kellermayr ist ein Staatsversagen – und das gehört nicht nur restlos aufgearbeitet, sondern die Verantwortlichen dafür auch zur Rechenschaft gezogen.