Mehr als 10.000 Besucher setzten beim 'Fest der Freude' zum Ende des NS-Terrors ein Zeichen für Europa und Menschenrechte.
Mit einem Plädoyer für Europa ist am Mittwoch das "Fest der Freude" am Heldenplatz über die Bühne gegangen. "Diese große Idee werden wir uns nicht schlechtreden lassen", erklärte Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Laut Veranstalter fanden sich 10.000 Menschen ein, um die Befreiung vom Nationalsozialismus vor 74 Jahren zu feiern und den Opfern des Regimes zu gedenken.
Das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) veranstaltete bereits zum siebenten Mal das "Fest der Freude" mit einem Konzert der Wiener Symphoniker auf dem Heldenplatz. Die Symphoniker erhielten bei ihrem Gratiskonzert Unterstützung von Conchita, die zum Abschluss Beethovens "Ode an die Freude" intonierte.
Das "Fest der Freude" könne begangen werden, weil das Gute gewonnen hat. "In Dankbarkeit erinnern wir uns der Befreiung von diesem menschenverachtenden Regime", so Van der Bellen in seiner Rede. Gleichzeitig wolle man sich vor allen Opfern verneigen, die verfolgt, gequält und ermordet wurden. Aber auch heute sei nicht alles in bester Ordnung, wenn Menschen gegeneinander aufgebracht werden, kritisierte der Bundespräsident. Die "Wurzel allen Übels" sei, wenn die grundsätzliche Gemeinschaft aller Menschen geleugnet wird. Dann öffne sich die "Tür des Verderbens". Dem müsse man entgegentreten. Denn wenn nicht, dann sei es nur eine Frage der Zeit, bis den Worten Taten folgten, so der Bundespräsident.
Kritik an FPÖ
Kritik an der FPÖ - wenn auch ohne die Freiheitlichen direkt zu nennen - kam vom MKÖ-Vorsitzenden Willi Mernyi. Das Wirken der Zeitzeugen, der Applaus des Publikums und die Musik würden die Worte jener übertönen, die vom "großen Austausch" sprechen, die Menschen wieder mit Ratten vergleichen und von Einzelfall zu Einzelfall taumeln.
Höhepunkt des Festaktes bildet die Rede des KZ-Überlebenden Shaul Spielmann, der extra aus Israel angereist war. Der gebürtige Wiener wurde 1942 verhaftet und deportiert, er überlebte sechs Konzentrationslager. Er schilderte, wie er als Siebenjähriger gemeinsam mit seinen Eltern von den Nazis aus der Wohnung vertrieben und ins Ghetto Theresienstadt deportiert wurde. Dies sei aber "kein Vergleich" zu dem gewesen, was er in Auschwitz erlebt habe. "Das war die Hölle auf Erden." Dort habe er seine Familie verloren: "Ich blieb ein einsames Kind auf der Welt, ohne Eltern und Großeltern." Das Ausmaß des Grauens sei heute nur schwer vorstellbar.
Die Wiener Symphoniker spannten den musikalischen Bogen von den Wirren der Vorkriegszeit über die Gräuel des Krieges bis hin zur Beschwörung der Ideale von Frieden und Toleranz. Erstmals leitete das Konzert mit der finnischen Dirigentin Eva Ollikainen eine Frau. Wie in den vergangenen Jahren schloss es auch in diesem Jahr mit Ludwig van Beethovens "Ode an die Freude". Übertragen wurde es live auf ORF III.