Die FPÖ sucht derzeit in der Therme Stegersbach Erfolgsstrategien. Für Parteirebell Stadler sind die Blauen inzwischen nur noch zum Gähnen.
Seit über einem halben Jahr ist Ewald Stadler nur noch blassblau: Anfang März verkündete er seinen Parteiaustritt, durfte aber im Parlamentsklub bleiben, um der FPÖ jährlich 400.000 Euro an Subventionen zu sichern. Die Parteiführung beurteilt der Abgeordnete im ÖSTERREICH-Interview kritisch: "Mir fehlt das dynamische Element. Immer nur das Gleiche zu sagen, bis die Leute gähnen, ist zu wenig." Früher habe die FPÖ noch Bewegung ins politische System gebracht, meint der streitbare Vorarlberger.
Konflikte
Stadler ortet jedenfalls schon interne Grabenkämpfe in
seiner Partei: "Seit ich weg bin, fehlt eben das gemeinsame Feindbild." Der
Mandatar bekräftigt auch seine Prognose, dass Parteichef Heinz-Christian
Strache "keine zwei Jahre mehr" an der Spitze habe.
"Schulbub" Strache
"Aber wenn er mit seiner
Vergangenheit weiter so umgeht, ist die Halbwertszeit eine noch kürzere",
merkt Stadler zur Affäre um Straches Kontakte zur neonazistischen
Wiking-Jugend an. "Strache gibt wie ein ertappter Schulbub immer nur das zu,
was ihm der Lehrer gerade beweisen kann. Das ist keine Art eines erwachsenen
Mannes."
Blaue Thermenfahrt
Bis Mittwoch können die Blauen unbelastet von
der Präsenz Stadlers ihre Klubklausur in der Therme Stegersbach verbringen.
Obwohl er offiziell Klubmitglied ist, wurde Stadler nicht eingeladen.
Ansonsten ist auf dem Treffen nur das Eröffnungsthema ungewöhnlich. Denn die
FPÖ widmet sich neben dem Kampf gegen Islamismus auch dem Schicksal
geschiedener Männer, die laut Strache "oft in die Armutsfalle abrutschen".
Abhilfe schaffen soll eine vermögensrechtliche Beratung vor dem Eheschluss.
Inwiefern Strache hier eigene Erfahrungen einbringt, ist offen. Der Klubobmann zahlt laut eigenen Angaben 53 Prozent seines Gehalts (also 7.230 Euro) für den Unterhalt seiner Ex-Frau sowie für Alimente an seine zwei Kinder.