Die FPÖ hat sich einen Tag nach dem überraschenden Rücktritt von FPÖ-Obmann Norbert Hofer auf die - wohl nicht ganz einfache - Suche nach einem neuen Obmann gemacht.
Nach dem wochenlangen Hick-Hack zwischen Hofer und Klubobmann Herbert Kickl, den Hofer am Dienstag noch als Grund für seinen Schritt genannt hatte, war man am Mittwoch bemüht, die Wogen zu glätten. Die FPÖ rückte Hofers Gesundheitszustand als Rücktrittsgrund in den Fokus, Hofer selbst rief zu Geschlossenheit auf.
Pressekonferenz ohne Fragemöglichkeit
Wie es nun mit der Führung der Freiheitlichen Partei weitergeht, blieb am Dienstag noch im Nebel. Klargestellt wurde auf einer nur rund siebenminütigen Mini-Pressekonferenz (ohne Frage-Möglichkeit) lediglich, dass das Parteipräsidium erst am kommenden Montag (7. Juni) zusammentreten wird. Dort soll dann über weitere Schritte und auch über ein Datum für einen nun notwendigen Parteitag beraten werden, bei dem der oder die Nachfolger/in Hofers gekürt werden wird, erklärte FPÖ-Mandatar Harald Stefan. Der Justizsprecher leitet - den Statuten entsprechend - als an Jahren ältester Vizeobmann die Partei nun vorübergehend.
Kickl nahm nicht teil
Kickl nahm an dem Presseauftritt nicht teil und erklärte kurz darauf via Presseaussendung, dass er um Verständnis ersuche, "dass ich als stellvertretender Bundesparteiobmann und Klubobmann des Freiheitlichen Parlamentsklubs bis zur Sitzung dieses Gremiums keine öffentlichen Stellungnahmen abgeben oder für Interviews und Diskussionen zur Verfügung stehen werde". Sein Interesse gelte "einer ruhigen und unaufgeregten Entscheidungsfindung im dafür zuständigen internen Rahmen".
Die Spitzenrepräsentanten der FPÖ waren am Montag tunlichst bemüht, den seit Wochen schwelenden Streit zwischen Kickl und Hofer um die Macht in der FPÖ beiseitezuwischen. Am Dienstag hatte Hofer eben diese Attacken Kickls der letzten Wochen gegen seine Person noch als Rücktrittsgrund genannt: "Ja natürlich. Ich lasse mir nicht jeden Tag ausrichten, dass ich fehl am Platz bin", sagte er gegenüber "Österreich".
Gesundheitszustand Hofers als Rücktrittsgrund
Am Mittwoch verwiesen dann sowohl Hofer wie auch Kickl und später Stefan vor allem auf Hofers Gesundheitszustand. "Ich habe mich auf Anraten meiner Ärzte vor drei Wochen dazu entschlossen, wegen eines Bandscheibenvorfalls eine Reha zu machen", schrieb Hofer auf Facebook und verwies auf seine persönliche Krankheitsgeschichte, die maßgeblich von einem Paragleiter-Absturz, folgender Querschnittlähmung und dem Kampf zurück gekennzeichnet war. Gleichzeitig rief er seine Parteifreunde zum Zusammenhalt auf: "Es ist auch in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren wichtig, diese Geschlossenheit weiter an den Tag zu legen, damit die FPÖ auch weiterhin positiv in die Zukunft blicken kann. Darum bitte ich Euch, liebe Freunde. Wer auch immer meine Nachfolge an der Spitze der Bundespartei antreten wird, hat dieselbe Unterstützung verdient, wie auch ich sie von Euch bekommen habe."
Kickl gilt als Favorit
Der wohl aussichtsreichste Kandidat auf diese Funktion, Kickl, fand postwendend nur mehr positive Worte für seinen Ex-Chef - nicht ohne freilich neuerlich zu betonen, dass er weiterhin für jegliche Funktion bereit stehe. Er wolle Hofer "für seinen Einsatz an vorderster Front für die FPÖ über so viele Jahre ganz herzlich danken", richtete er seinen Facebook-Freunden aus. Gleichzeitig begründete auch er den Rücktritt mit Hofers Gesundheit: Es sei "bewundernswert", wie Hofer all die Aufgaben der letzten Jahre "in Verbindung mit den gesundheitlichen Folgen seines schweren Unfalls" bewältigen habe können. Auch berichtete Kickl von einem "sehr persönlichen Telefongespräch" mit Hofer vom Mittwochvormittag.
Dank gab es für Hofer dann am Nachmittag auch von Stefan und dem ebenfalls an der Pressekonferenz beteiligten Generalsekretär Michael Schnedlitz. Auch dabei wurde der Gesundheitszustand Hofers als alleiniger Grund dessen Rückzug genannt. "Es ist eine Folge der gesundheitlichen Belastung, auch wenn der Unfall so lange zurückliegt", sagte Stefan. Hofer sei immer wieder durch seine Tätigkeit, den Einsatz für die Partei an körperliche Grenzen gestoßen. Er habe "jetzt während der Reha in seinen Körper hineingehorcht und gemerkt, dass das zu sehr zehrt und er mehr Raum für Gesundheit und Familie finden möchte".
Haimbuchner spricht sich gegen Kickl als Parteichef aus
Ob Kickl tatsächlich die besten Chancen auf die Nachfolge an der Parteispitze hat, wird sich erst weisen. Während die Landesparteien aus Tirol, Salzburg, Kärnten und dem Burgenland ihre Unterstützung für Kickl kundgetan haben, sprach sich der oberösterreichische Landparteichef Manfred Haimbuchner am Mittwoch erstmals öffentlich ganz klar gegen den Klubobmann als Parteichef aus.
"Nach derzeitiger Sicht würde ich hier eine offensive Unterstützung nicht kundtun", sagte der Chef der gewichtigen Landesorganisation im ORF. "Ich mache aus meinem Herzen keine Mördergrube, aber wenn es dann so ist, wie es ist, wird man es akzeptieren." Er selber werde nicht kandidieren, sagte er mit Verweis auf die Landtagswahl im Herbst.
Auch Kunasek kein Kandidat
Ebenso wie Haimbuchner winkte am Mittwoch auch der steirischen FPÖ-Chef Mario Kunasek ab, der immer wieder als möglicher Kandidat für den Bundesparteiobmann genannt wurde. Die Ambitionen Kickls kommentierte er zurückhaltend, der Klubobmann sei "nur eine Option" von vielen.
Als dritter möglicher Gegenkandidat zu Kickl gilt Wiens FP-Obmann Dominik Nepp, der zuletzt selbst seine Bereitschaft angedeutet hat. Er war am Mittwoch nicht erreichbar. In der Wiener Partei gibt es jedoch Proponenten, die sich für ein Antreten ihres Obmanns stark machen.