Vor fünf Jahren riss Dominik Nepp der Bundestrend in die politischen Tiefen, heute hat ihn der Bundestrend wieder auf die Welle gehoben.
Weder das eine noch das andere dürfte viel mit dem blauen Spitzenkandidaten selbst zu tun haben. Der Freiheitliche gilt allenfalls als solide, nicht als Strahlemann und Stimmenfänger. Aber er hat offenbar zuletzt nicht viel falsch gemacht, konnte man in der Bundeshauptstadt doch ein Ergebnis ähnlich jenem der FPÖ bei der Nationalratswahl erzielen.
Nepp stammt aus bürgerlichem Umfeld. Seine Familie betrieb renommierte Papierfach-Geschäfte, die Mutter war Volksschullehrerin. Er selbst studierte nach der Matura an einem Döblinger Gymnasium Management an der FH Wien und war als Gesellschafter eines Handelsunternehmens tätig. Berufsbegleitend absolvierte er zwischen 2013 und 2017 den "Master of Arts in Political Management".
Seit 2000 in freiheitlichen Funktionen
Im Jahr 2000 übernahm Nepp Funktionen im Ring Freiheitlicher Jugend, dessen Bundesorganisation er zwischen 2009 und 2012 leitete. 2005 wurde er Bezirksrat in Döbling, wo er noch immer Bezirksparteiobmann ist. 2010 zog er in den Landtag ein, der Wechsel an die Klubspitze erfolgte dort 2015. Seit 2019 war der 43-Jährige damit beschäftigt, den Scherbenhaufen zusammenzukehren, den der einstige FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache mit Ibiza- und Spesenskandal hinterlassen hat. Bei der letzten Wien-Wahl musste Nepp die Rechnung zahlen. Diesmal verwies er Strache endgültig in die politische Bedeutungslosigkeit.
Der Wiener FPÖ-Chef ist "Alter Herr" der schlagenden Akademischen Burschenschaft Aldania Wien. In der Wiener Landespartei ist er unbestritten. Sein Verhältnis zu Bundesparteichef Kickl gilt als nicht rasend herzlich.
Loyaler Verwalter
Große Ambitionen in der Bundespartei werden dem derzeitigen nicht amtsführenden Stadtrat nicht nachgesagt, er gilt als loyaler Verwalter der Wiener Blauen. Als großer Charismatiker geht Nepp nicht durch, inhaltlich unterscheidet er sich trotz bürgerlichen Auftretens kaum von anderen Spitzen der FPÖ, wenn es darum geht, gegen "Asylanten" zu wettern und den Kurs der mächtigen Wiener SPÖ anzuprangern. Besonders viel negative Kritik musste er einstecken, als er den "Standard" als "Scheißblatt" bezeichnete, nachdem dieser von heimlich aufgezeichneten Gesprächen von Wiener FPÖ-Politikern berichtet hatte. Rassismus wurde ihm vorgeworfen, nachdem er vom Corona-Virus als einem "Asylantenvirus" gesprochen hatte. Mit Äußerungen dieser Art bot er jenen in der Wiener SPÖ Futter, für die eine Zusammenarbeit mit den Freiheitlichen undenkbar ist.
Nepp ist verheiratet - seine Frau Barbara zog 2018 in den ORF-Stiftungsrat ein - und hat zwei Töchter. Als Lieblingsspeise nennt er "jede Form von Hausmannskost", zu seinen Lieblingsgetränken gehört unter anderem ein "G'spritzter". Nepp mag Sting und die Fernsehserie "Game of Thrones".