Streit um Arbeitszeit

Gewerkschafter zu 12-Stunden-Tag: "Lohnraub"

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ÖBB-Betriebsrat kritisiert ÖVP-Pläne zur Arbeitszeit scharf.

Scharfe Kritik an den im Wahlkampf von ÖVP-Seite geäußerten Plänen zur Arbeitszeitflexibilisierung hat ÖBB-Konzernbetriebsratschef Roman Hebenstreit geäußert. Die Debatte um eine Verlängerung der Normalarbeitszeit würde nur darauf abzielen, die Arbeitnehmer um ihre Überstundenzuschläge zu bringen. 70 Millionen Überstunden würden derzeit ohnehin schon österreichweit nicht abgegolten - "das ist ein nackter Lohnraub, und Raub von Lebenszeit", kritisiert der SPÖ-Gewerkschafter Hebenstreit in einem APA-Interview.

"Arbeit auf Abruf"
Die österreichischen Arbeitnehmer würden ohnehin schon nach sehr flexiblen Regelungen arbeiten, diese seien aber in Kollektivverträgen verankert. Als Gewerkschafter müsse man hier fragen, ob die Arbeitnehmervertretungen nicht den Arbeitgebern ohnehin schon zuviel entgegengekommen wären. "Wir haben ihnen den kleinen Finger gegeben, nun wollen sie die ganze Hand". Die von ÖVP und Arbeitgeberseite gewünschte "Flexibilisierung" ziele letztlich auf "Arbeit auf Abruf", kritisiert der Gewerkschafter insbesondere den ÖVP-Klubobmann Karlheinz Kopf.

Ein weiteres Zeichen der Flexibilisierung zu Lasten der Arbeitnehmer sieht Hebenstreit in den "All-In-Verträgen". Heute würden auch mit Hilfsarbeitern oft All-In-Verträge abgeschlossen, um Zuschläge zu sparen. Diese Verträge sollten unterhalb der Ebene der leitenden Angestellten ganz verboten werden. Auch die von ÖVP-Seite geforderte zweijährige Durchrechnungszeit für Arbeitszeit und Überstunden würde nur zu einer Verzögerung der Lohnzahlungen führen. Durch die zunehmende Flexibilisierung der Arbeitszeiten nach den Vorgaben des Unternehmens trügen die Arbeitnehmer immer mehr das unternehmerische Risiko, warnt Hebenstreit.

Der vom Spitzen-vida-Gewerkschafter betreute Verkehrsbereich sei der flexibelste Bereich schlechthin. Wenn die Arbeitgeber weiterhin Flexibilisierungen forderten, müssten die Gewerkschafter "einen Schritt zurück machen", meint der Steirer. "Wenn schon Flexibilisierung, dann müssen beide Seiten davon profitieren". Gerade für Familien bringe noch mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit große Probleme im Zusammenhang mit der Betreuung der Kinder. In Österreich sei die Arbeitszeit derzeit flexibel genug geregelt, resümiert Hebenstreit. Auch der Kündigungsschutz sei ein vielen europäischen Ländern viel stärker verankert.

Als gelungene Beispiele einer flexibler Herangehensweise sieht er die Kurzarbeit, die in der Krise beschäftigungssichernd wirkte, und die Arbeitszeitverkürzung auf 38,5 Wochenstunden bei der Bahn. Bei den ÖBB habe die ab 1. Juli geltende kürzere Wochenarbeitszeit nur positive Effekte: Neben einem Beschäftigungseffekt würden auch zusätzliche Belastungen durch gesundheitsfördernde Maßnahmen bzw. mehr Freizeit abgegolten. Das habe zu einem positiven Feedback der Belegschaft geführt.

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