"Jugendtorheiten"

Gusenbauer verteidigt Strache

Teilen

Nachdem Strache nicht ausgeschlossen hatte, das es ein Foto gäbe, das ihn mit "Hitlergruß" zeigt, stellt sich Bundeskanzler Gusenbauer hinter den FPÖ-Mann.

Der Konflikt zwischen FPÖ-Parteichef Heinz-Christian Strache und Mandatar Ewald Stadler ist zumindest nach außen hin ausgeräumt. Doch der Konflikt zwischen Strache und Stadler gärt weiter - denn die Foto-Causa ist noch nicht abgeschlossen.

Bilder mit "Hitlergruß"
Auf mögliche weitere Skandal-Fotos angesprochen hat FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache Dienstag Abend in der "ZiB2" nicht explizit ausgeschlossen, dass es Bilder von ihm mit Hitlergruß geben könnte. Er könne sich das nicht vorstellen, wenn, sei das eine "dumme Provokation" gewesen. Er habe aber nichts mit NS-Ideologie zu tun und sich davon immer distanziert, so Strache. Auch von einem angeblichen Foto mit einem "richtigen Gewehr" wisse er nichts, "wenn, dann ein Spielgewehr, das kann ich nicht beurteilen".

"Junger dummer Bub"
Er habe nie etwas verbrochen. "Ich war ein junger dummer Bub", rechtfertigte Strache die umstrittenen Bilder, auf denen er bei angeblichen Wehrsportübungen bzw. nach eigener Darstellung bei einem "Gotcha"-Spiel zu sehen ist. Jedenfalls könne es "andere blöde Juxfotos" von ihm geben.

Gusenbauer: Jugendtorheiten
Indes zeigte sich Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (S) am Mittwoch nach dem Ministerrat überraschend mild: Gusenbauer sprach von "Jugendtorheiten", aus denen man "Strache keinen Strick drehen" dürfe. "Wichtig ist, wie er heute dazu steht", forderte Gusenbauer von FP-Chef ein klares Bekenntnis zur Demokratie und eine Verurteilung der NS-Verbrechen ein.

Keine katholische Parteiinstitution
Zurück zur FPÖ-Klubklausur. Stadler hat sich mit seiner Forderung nach einer eigenen katholischen Parteiinstitution nicht durchgesetzt. Am Rande der Klausur war jedenfalls von mehren Seiten zu hören, dass Stadler keine Mehrheit hinter sich hatte. Er darf sich um das "katholische und wertkonservative" Wählerpotenzial lediglich im Rahmen der neuen Bildungseinrichtung kümmern.

Partei steht hinter Strache
Einen Zusammenhang zwischen den in der Öffentlichkeit aufgetauchten Fotos, auf denen Strache bei angeblichen Wehrsportübungen bzw. nach eigener Darstellung beim "Gotcha"-Spiel mit Mitgliedern des Pennälerrings in Kärnten zu sehen ist, und der von Stadler geforderten Institution wollte Strache nicht sehen. Er hatte Stadler vorgeworfen, die Bilder in Umlauf gebracht zu haben und ihm mit Parteiausschluss gedroht. Heute sprach er nur mehr von zwei unterschiedlichen Fragen, die im Raum gestanden seien.

"Gotcha"-Spiele
In Anspielung auf Fotos von angeblichen Wehrsportübungen, die Auslöser der Krise waren, meinte Strache in seiner Rede, "kein Problem mit Waffen zu haben" und "leidenschaftlich gerne gedient zu haben". Nach dem Bundesheer sei sein Verlangen nach solchen Spielen allerdings gestillt gewesen, so Strache, der die umstrittenen Fotoszenen als harmlose "Gotcha"-Spiele rechtfertigt.

Die Skandal-Fotos
Auslöser der FPÖ-Querelen sind Fotos, auf denen Strache angeblich bei Wehrsportübungen bzw. nach eigener Darstellung beim "Gotcha"-Spiel mit Mitgliedern des Pennälerrings in Kärnten zu sehen ist.

Die Fotos von den Wehrsport-Übungen

Strafrechtlich nicht relevant
Die alten Fotos waren auch Sonntag Thema in der ORF-Sendung "Offen gesagt". Ausgeschlossen hat Strache in der Diskussion, die sich zu einem guten Teil um Rechtsextremismus und Neonazis drehte, dass es Fotos gibt, auf denen er in einschlägigen Posen zu sehen ist. Die bekannten Fotos sind strafrechtlich nicht relevant. Darin waren sich die Anwälte Alfred J. Noll und Peter Fichtenbauer - er ist auch FPÖ-Abgeordneter - einig. Es gebe "keine Anzeichen von Wiederbetätigung", so Noll.

Vertuschung der Gesichter
Wolfgang Neugebauer vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes forderte Strache auf, die Fotos "offen", also ohne die Gesichter der anderen Abgebildeten unkenntlich zu machen, vorzulegen. Strache sei 1989 bei bei einem Vortrag des britischen Holocaust-Leugners David Irving gewesen und seit damals auch mit Andreas Thierry, einer "Kernperson des Rechtsextremismus" bekannt und stehe im Telefonbuch des ehemaligen VAPO-Aktivisten Franz Radl. "All das" wolle er mit der Anonymisierung vertuschen, hielt Neugebauer Strache vor.

Der FPÖ-Chef ging auf diese Aufforderung nicht ein, bekräftigte später aber, dass die anderen jungen Männer damals alle unbescholten gewesen seien und er für spätere Straffälligkeiten nicht verantwortlich gemacht werden könne.

Foto-Reportage aus den 80ern
Fotos von einer "Vapo"-Wehrsportübung - angeführt vom Neo-Nazi-Führer Gottfried Küssel - rücken die "Jux-Bilder" von Strache immer mehr in den rechtsextremen Bereich. Der ÖSTERREICH-Fotograf Erich Reismann dokumentierte in den Jahren 1987-89 die Wehrsportübungen der "Vapo" in Langenlois. Die Fotos sorgten damals für großes politisches Echo und führten zu einer Verbots-Diskussion der "Vapo". Die Fotos ähneln Straches harmlosen Gotcha-Spielen: Von den Unifromen über die Schlagstöcke bis zu den Gürtelschnallen finden sich zahlreiche Parallelen.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.

Nahkampf-Übungen mit Schlagstöcken - das Programm der rechtsextremen "VAPO"

Vapo-Mitglieder stehen stramm und erhalten Direktiven.

Geübt wird in Langenlois in Nahkampf-Szenen, wie man politische Gegner außer Gefecht setzen kann.

Mitglieder üben mit dem Schlagstock den Nahkampf.

Die beiden Neo-Nazi-Führer Küssel und Schimanek treffen sich im Wald zur rechtsextremen Wehrsportübung.