Was tun nach PISA? Bildungsministerin Schmied will Eignungstests für Lehrer, Minister Hahn fordert in ÖSTERREICH eine Leseoffensive.
Kaum ist der PISA-Test vorgestellt, mit zum Teil schockierenden Ergebnissen für Österreichs Schüler (330.000 „Risikoschüler“, 239.000 können kaum lesen), da beginnt auch schon eine wilde Diskussion um die Konsequenzen der Studie.
Sicher scheint, dass es zu einer Reform der Lehrerausbildung kommt. Umstritten ist allerdings noch, in welcher Form. Bildungsministerin Schmied will Eignungstests für Pädagogen beim Antritt des Studiums. Dazu sollen nun bereits existierende Modelle in den pädagogischen Akademien geprüft werden.
Während die Lehrergewerkschafterin Eva Scholik gegen einen solchen Test im Rahmen des Studiums „keine Einwände“ hat, lehnt die ÖVP das strikt ab. Wissenschaftsminister Hahn im Interview mit ÖSTERREICH: „Ich bin skeptisch, ob ein Zugangstest sinnvoll ist, wenn nicht gar ungeeignet.“ Dagegen kann sich Hahn ein „Orientierungsverfahren“ für Lehramtsstudenten vorstellen, das während des Studiums greift. Hahn will zudem eine Leseoffensive an Österreichs Schulen starten. Entsprechende Pläne seien in Ausarbeitung, so Hahn.
ÖVP-Bildungssprecherin Gertrude Brinek fordert darüber hinaus eine stärkere Differenzierung der Pädagogik-Ausbildung: „Es macht einen großen Unterschied, ob man Deutsch oder Englisch unterrichtet. Das wird viel zu stark vernachlässigt.“
PISA-Ausstieg
Gestritten wird aber auch über die Zukunft des
PISA-Tests. VP-Brinek will aussteigen, Hahn unterstützt diese Position: „Die
OECD hat ihre Meriten – aber das muss nicht in Ewigkeit so bleiben.“
SPÖ-Sprecher Josef Kalina und SPÖ-Bildungssprecher Josef Broukal kontern empört: „ Die VP zerschlägt den PISA-Spiegel, weil sie das darin gezeigte Bild nicht mehr aushält.“ Als Einziger zufrieden mit dem Ergebnis scheint VP-Altobmann Alois Mock zu sein. Er fordert „Gerechtigkeit für Elisabeth Gehrer“, die viel kritisierte Ex-Bildungsministerin.
Minister Hahn im ÖSTERREICH-Interview:
ÖSTERREICH: Bildungsministerin Schmied ist von den PISA-Ergebnissen wörtlich „schockiert“ – Sie auch?
Johannes Hahn: Für mich bringt der PISA-Test bei aller Kritik an seiner Methodik die Bestätigung einer Fehlentwicklung, die ein Gegensteuern verlangt: Das ist die Leseschwäche.
ÖSTERREICH: Sind dafür die Schulen verantwortlich?
Hahn: Nicht ausschließlich. Der Text als Vermittlungsmedium wird immer weiter zurückgedrängt. Das Fernsehen und die Bilder in den Zeitungen verdrängen ihn immer mehr. Da braucht es eine nationale Kraftanstrengung.
ÖSTERREICH: Welcher Art?
Hahn: Wir müssen Lesen wieder populär machen. In Deutschland hat man eine Aktion gestartet, da gehen große Theater- und Film-Stars in die Schulen um dort vorzulesen. Bildungsministerin Schmied und ich entwickeln gerade eine solche Leseoffensive.
ÖSTERREICH: Soll Österreich sich vom PISA-Verfahren zurückziehen?
Hahn: Ich bin für eine Standardisierung solcher Bildungsprüfverfahren auf EU-Ebene. Die OECD hat ihre Meriten – aber das muss nicht für die Ewigkeit so bestehen bleiben. Die nationalen Bildungsverantwortlichen sollten jedenfalls entscheiden können, welche Reformen sie für geeignet halten.
ÖSTERREICH: Ministerin Schmied hat mit der Forderung nach Eignungstests aufhorchen lassen. Ist das für Sie realistisch?
Hahn: Ich bin skeptisch, ob ein Zugangstest am Beginn der Ausbildung sinnvoll ist, wenn nicht gar ungeeignet. Dagegen wäre es sinnvoll, den Lehramtsstudenten ihre Talente und Mängel in einer Art Orientierungsverfahren aufzuzeigen