OECD warnt

Heimische Unis werden weiter zurückfallen

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Trotz positiver Entwicklung hat Österreich immer noch eine niedrige Akademikerquote.

Österreich wird trotz einer steigenden Zahl von Hochschulabschlüssen im internationalen Vergleich weiter zurückfallen. Zu diesem Schluss kommt die am Dienstag veröffentlichte OECD-Studie "Bildung auf einen Blick 2011" (Education at a Glance), die erstmals langfristige Trends zum Erwerb von Abschlüssen ausweist. Während es generell in OECD-Staaten einen "dynamischeren Ausbau der höheren Bildung gegeben hat", herrscht in Österreich im Bereich der Spitzenqualifikation "noch Nachholbedarf", so OECD-Bildungsexperte Andreas Schleicher im Gespräch.

Wenig Hochschulabsolventen
  Derzeit liegt der Anteil der Hochschulabsolventen an der Bevölkerung im Alter von 25 bis 64 Jahren in Österreich bei gerade einmal 19 Prozent (OECD-Schnitt 30 Prozent). Hinter Österreich liegen damit nur die Türkei (13 Prozent), Portugal, Italien (je 15), die Slowakei, Tschechien und Mexiko (je 16). An der Spitze befinden sich Kanada (50 Prozent), Israel (45 Prozent) und Japan (44). 1997 lag die Akademikerquote im OECD-Schnitt bei 20 Prozent, in Österreich bei elf Prozent.

Weiterer Rückfall droht
  Österreich hat bei der Zahl der Hochschulabschlüsse zwar aufgeholt, ausreichen wird das aber nicht, um mit anderen OECD-Ländern mitzuhalten, so Schleicher. Es sei "eine Kurve zu positiver Veränderung" erkennbar, setzen sich die aktuellen Abschlussquoten der 25- bis 34-Jährigen jedoch in diesem Maße fort, werde Österreich "noch weiter hinter andere OECD-Länder zurückfallen".

   Junge Erwachsene schließen heute eher ein Hochschulstudium ab als früher, dementsprechend höher ist die Akademikerquote im OECD-Schnitt unter den 25- bis 34-Jährigen (37 Prozent) als unter den 55- bis 64-Jährigen, die bald aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden (22 Prozent). In Österreich ist diese Spanne mit 19 bzw. 16 Prozent wesentlich geringer, d.h. dass auch in Zukunft nicht deutlich mehr Akademiker nachrücken. Die OECD zählt Österreich gemeinsam u.a. mit Deutschland und Brasilien zu den Ländern, wo diese "nachteilige Situation besonders deutlich" werde.

Steigerung der Abschlüsse
  Dabei ist seit 1995 durchaus eine Steigerung der Abschlüsse zu verzeichnen: Damals schlossen in Österreich erst zehn Prozent eines Altersjahrgangs ein Hochschulstudium ab (Erstabschluss), der vergleichbare OECD-Wert lag bei 20 Prozent. Bis 2009 hat sich die Quote in Österreich auf 29 Prozent fast verdreifacht, OECD-weit hat sie sich auf 38 Prozent erhöht. Laut der Studie verzeichnete Österreich damit neben der Schweiz, der Slowakei, Tschechien und der Türkei den stärksten Anstieg bei diesen Hochschulabschlüssen im engeren Sinn.

   "Seit Ende der 90er Jahre ist in Österreich viel in Bewegung gekommen", sagt Schleicher. So erfolgte Mitte der 1990er Jahre die Gründung von Fachhochschulen sowie vor rund einem Jahrzehnt die schrittweise Umstellung der Studien auf das neue Studien-System mit den Abschlüssen Bachelor und Master. Nicht nur die Zahl der Abschlüsse, auch jene der Studienanfänger hat sich seit 1995 vermehrfacht. Damals nahmen lediglich 27 Prozent eines Altersjahrgangs ein Hochschulstudium auf, 2009 waren es mit 54 Prozent doppelt so viele. Die Quote liegt jedoch weiterhin unter dem OECD-Schnitt von 59 Prozent (OECD 1995: 37 Prozent), "langfristige Bewegung" fehlt laut Schleicher.

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