Interview, Teil 3

Elsner: "Hier lügt Bandion-Ortner"

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Ex-Bawag-Chef erzählt im Detail, warum er Bandion-Ortner Korruption vorwirft.

Das hat zuvor noch kein U-Häftling gewagt: die Justizministerin der Korruption und der Lüge zu verdächtigen. Helmut Elsner, der seit fast vier Jahren in U-Haft sitzt, hat alle Hemmungen abgelegt. Im ÖSTERREICH-Interview, das Sie seit Sonntag als Serie lesen können, fährt er harte Attacken gegen Claudia Bandion-Ortner.

Schock
Aber damit nicht genug: Das Interview gipfelte in den Statements: "Ich habe mich immer gefragt, was der ÖVP da eingefallen ist, eine derartige Intelligenzruine ins Kabinett zu holen." Und über sein Schicksal sagt Elsner: "Andere haben Krebs, ich habe Bandion-Ortner."

Diese Aussagen sitzen.

Und auch Bandion-Ortner scheint noch im Schockzustand zu sein, denn bis jetzt war kein Dementi, keine Klageandrohung und keine Gegendarstellung aus dem Justizministerium zu hören.

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Im dritten Teil des Elsner-Interviews möchte der Ex-Bawag-Chef beweisen, dass seine verbalen Rundumschläge gegen die Ministerin und ihren Kabinettschef Georg Krakow auch ihre Berechtigung haben. Bereits im Vorjahr hatte Elsner deswegen eine Anzeige gegen die Ministerin eingebracht. Auf 15 Seiten listeten Elsners Anwälte akribisch auf, welcher Vergehen sich Bandion-Ortner vor und während des Prozesses schuldig gemacht haben sollen:

ÖSTERREICH: Herr Elsner, Sie haben schwere Vorwürfe gegen Ministerin Claudia Bandion-Ortner und ihren Kabinettschef Georg Krakow erhoben. Wie wollen Sie diese beweisen?
Helmut ELSNER: Die Indizien sind alle im Gerichtsakt zu finden. Im April 2006 hat die Finanzpolizei von den Bermudas das Bundeskriminalamt und die Staatsanwaltschaft informiert, dass Flöttl 21 Millionen Dollar aus Bermuda abzieht. Flöttl hatte eine der beiden Liegenschaften in Bermuda verkauft, die der Bank zur Schadensgutmachung verpfändet waren. Als es im Prozess um das Thema "Bermuda" ging, erklärte Bandion-Ortner: "Das klammern wir jetzt einmal aus." Und der Staatsanwalt meinte: "Herr Flöttl hat dazu eine andere Meinung und die ist glaubwürdig." Wo sind diese 21 Millionen Dollar hingekommen? Wieso hat die Justiz nicht reagiert, obwohl es offizielle Hinweise schon anfangs 2006 aus Bermuda gab und sich dieses Schriftstück im Gerichtsakt befand?

ÖSTERREICH: Was werfen Sie Claudia Bandion-Ortner und Georg Krakow vor?
ELSNER: Claudia Bandion-Ortner verweigerte, dem Verschwinden der Bawag-Gelder gerichtlich nachzugehen. Meine Anwälte haben beim Prozess mehrere Anträge eingebracht. Claudia Bandion-Ortner hat alle (!) abgelehnt. Ihr hat die Aussage von Flöttl genügt, dass sein Computer abgestürzt ist und er keine Unterlagen mehr hat. Es ist außerdem völlig unerheblich, ob er die Unterlagen im Computer gespeichert hat oder nicht, da diese bei den Banken ohnehin abrufbar waren und sind. Ex-Oberstaatsanwalt Georg Krakow hat überall Hausdurchsuchungen durchführen lassen, um das verschwundene Geld zu finden. Einzige Ausnahme: Wolfgang Flöttl. Obwohl ihm das Geld anvertraut wurde. Krakow hat in New York bei Flöttl eine freiwillige Einschau vorgenommen, das hat ihm genügt. Das ist alles ungeheuerlich. Wenn man alles zusammenfasst, kann man nur sagen, hier steht der Verdacht der Korruption im Raum.

ÖSTERREICH: Ist es wirklich eine gute Taktik, die Ministerin in der Öffentlichkeit so anzugreifen?
ELSNER: In die Offensive zu gehen, ist für mich die einzige Möglichkeit, die Öffentlichkeit aufmerksam zu machen. Denn ich kann das Unrecht, das hier passiert ist, nicht auf mir sitzen lassen. Die Fakten darzulegen, kann nie falsch sein. Ich behaupte nichts, was ich nicht belegen kann. Zumal Bandion-Ortner auch im TV falsche Behauptungen aufstellt. In einem ZIB-2-Interview im April 2009 wurde sie gefragt, warum ich nicht auf Kaution freigelassen wurde. Bandion-Ortner antwortete: "Eine konkrete Kaution war zu meiner Zeit nicht in Rede." Meine Anwälte haben mehrmals als Kaution eine Million Euro angeboten, die Haftverhandlung leitete Frau Bandion-Ortner als Richterin. Es ist alles schriftlich in den Protokollen dokumentiert.

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