...Aber FPÖ-Politiker provozierte

Hier werden die Raucher-Sheriffs von Polizisten beschützt

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Zumindest der Start des Rauch­verbots verlief erfolgreich und ohne Probleme.

Wien. Österreichs Wirte nehmen das Rauchverbot größtenteils ernst: 247 Lokale sind in Wien zu Allerhei­ligen stichprobenartig kon­trolliert worden – teilweise erhielten die neuen "Raucher-Sheriffs" sogar Unterstützung durch Polizeibeamte um das Risiko etwaiger Eskalationen bei Kontrollen zu minimieren. Nur in einem Wirtshaus wurde geraucht. In drei Fällen fehlte die vorgeschriebene Kennzeichnung des Rauchverbots. Ob das tatsächlich die Realität widerspiegelt, bleibt abzuwarten.
 
Für Alexander Hengl, Sprecher des Marktamtes, ist das Ergebnis der Überprüfung jedenfalls „grenzgenial“, sagt er zu ÖSTERREICH (siehe Interview). Hinsichtlich der vier Verstöße wurde Anzeige erstattet. 800 Euro Pönale drohen: „Ob tatsächlich gleich gestraft wird, entscheidet das zuständige Magistratische Bezirksamt“, so Hengl.
 
Hier werden die Raucher-Sheriffs von Polizisten beschützt
© oe24
Bei den nächtlichen Kontrollen wurden manche "Raucher-Sheriffs" von Polizisten begleitet
 

Politiker zündete sich nach Mitternacht Tschick an

 
Provokation. Offen ist auch, ob es eine Anzeige gegen FPÖ-Politiker Leo Kohlbauer geben wird. Der Wiener Gemeinderat hat nach eigener Angabe in einem Praterlokal „fünf Minuten nach Mitternacht“ geraucht und ein Foto davon auf Facebook gepostet: „Als Provokation“, wie Kohlbauer zu ÖSTERREICH sagt (siehe Interview).
 
Leo Kohlbauer Rauchverbot
© Kohlbauer/Facebook
 
Umsatzminus. Zwangsläufig negativ bilanziert Wirt Stefan Ratzenberger das Rauchverbot: „Minus 20 Prozent beim Pro-Kopf-Konsum in Bars, Klubs und Diskotheken. Wer rausgeht und raucht“, so Ratzenberger zu ÖSTERREICH, „konsumiert nicht. Viele gehen auch früher nach Hause.“
 
Shisha-Guerilla. Während das Marktamt mit der Raucherdisziplin zufrieden ist, machte Ex-Politiker Stefan Petzner eine ganz andere Beobachtung: „Ich war mit einem Freund in einem guten Wiener City-Lokal, das auch Shisha-Rauchen anbietet“, sagt er ÖSTERREICH: „Die Raucher gingen brav vors Lokal, die Shisha-Gäste rauchten, was das Zeug hält.“ Und: „Null Beschwerden, keiner beachtete das Verbot, null Konsequenzen für den Wirt.“
 
 

"Bisher hat sich die Polizei noch nicht bei mir gemeldet"

 
Interview mit FPÖ-Gemeinderat Leo Kohlbauer.
 
oe24: Sie posteten in der ersten „Rauchfrei-Nacht“ ein Foto mit glimmender ­Zigarette im Mund und dem Text: „Ich rauche weiter in Lokalen.“ Warum?

Leo Kohlbauer: Das ist ein persönlicher, stiller Protest, weil dieses Gesetz einfach nicht richtig ist. Es schafft große Probleme für Österreichs Wirte, Raucher werden kriminalisiert. Betrachten Sie es als provokante Kunstaktion, als zivilen Ungehorsam.
 
oe24: Ihnen drohen jetzt 100 Euro Strafe …
 
Kohlbauer: Bisher hat sich die Polizei nicht bei mir gerührt, auch das Marktamt nicht. Auch gehe ich davon aus, dass ich keine Strafe bekomme.
 
oe24: Im Netz schlägt Ihnen blankes Unverständnis entgegen.

Kohlbauer: In den diversen Internetforen ist der reine Hass zu Hause, erschreckend, was da abgeht, seit ich das gepostet habe.(wek)
 

Kontrolle: "247 Lokale, aber bloß in einem wurde geraucht"

Hier werden die Raucher-Sheriffs von Polizisten beschützt
© BZ/Peter Ehrenberger
 
oe24 im Interview mit Alexander Hengl vom Wiener Marktamt.
 
oe24: Freitagnachmittag hat das Marktamt mit den Kontrollen begonnen. Wie ist Ihre Bilanz?
 
Alexander Hengl: Das Rauchverbot ist ein voller Erfolg. Wir haben 247 Lokale in ganz Wien überprüft. Die meisten waren bummvoll, und nur in einem einzigen Lokal wurde geraucht.
 
oe24: Um welches Lokal handelte es sich?
 
Hengl: Das dürfen wir nicht bekannt geben. Nur so viel: Es war keine Bar und kein Nachtlokal.
 
oe24: Wurde eine Strafe verhängt?
 
Hengl: Wir haben Anzeige erstattet, die an das Bezirksamt weitergeleitet wird. Ob die dann eine Strafe verhängen, kann ich nicht sagen.
 
oe24: Wird das Marktamt weiter kontrollieren?
 
Hengl: Ja, bis Jahresende werden wir 5.000 Kontrollen durchführen. Lokale, die bereits überprüft wurden, sollten sich nicht in ­Sicherheit wiegen. Wir werden uns Betriebe mehrfach vornehmen.
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