Expertise zeigt: Es besteht kein kausaler Zusammenhang zwischen Impfung und Tod der Studentin, wird aber noch als "mögliche Ursache" gesehen.
Das Ableben der 19-jährigen Studentin, die im vergangenen Oktober drei Wochen nach einer HPV-Impfung in Wien gestorben war, gibt trotz des nun vorliegenden gerichtsmedizinischen Gutachtens weiter Rätsel auf. In der Expertise wird die Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs als "mögliche" Ursache für den Tod der gebürtigen Oberösterreich bezeichnet, eindeutig nachweisen ließ sich ein Konnex allerdings nicht.
"Es hat sich kein kausaler Zusammenhang zwischen Impfung und Tod feststellen lassen", gab Michaela Schnell, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien, bekannt.
Staatsanwalt ermittelt weiter
Bei der Anklagebehörde sind in
dieser Sache Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung weiterhin anhängig, die
sich gegen unbekannte Täter richten. Denkbar wäre, ergänzende Gutachten -
etwa bei einem auf die Nebenwirkungen bzw. gesundheitliche Folgen von
Impfungen spezialisierten Experten - in Auftrag zu geben. Die
Staatsanwaltschaft wolle sich auf derartige Spekulationen nicht einlassen.
Man werde auf jeden Fall das weitere Vorgehen mit der Oberstaatsanwaltschaft
akkordieren und sich mit Spezialisten aus dem Gesundheitswesen
beratschlagen.
Die 19-jährige Absolventin eines Sportgymnasiums hatte eine Woche nach der HPV-Impfung über gesundheitliche Beschwerden wie Lichtempfindlichkeit und Durchfall geklagt. Zwei Wochen danach fand sie ihr Vater tot im Bett ihrer Wiener Studentenwohnung.
Patientenanwalt fordert Aufklärung von Kdolsky
"Die
Betroffenen brauchen Klarheit vom Gesundheitsministerium, und zwar offiziell
und bundeseinheitlich und nicht bloß die eine oder andere Expertenmeinung
aus Zeitungen", betonte er am Freitag in einer Aussendung angesichts
der Debatte um mögliche Nebenwirkungen.
"Soll man mit der Impfung überhaupt zuwarten? Geht die Wirkung einer Teilimpfung 'verloren', wenn man nicht innerhalb einer gewissen Zeitspanne die nächste Teilimpfung erhält? Was ist eine geringfügige und harmlose Impfungsnebenwirkung und ab wann sind Beschwerden oder Nebenwirkungen doch ein Signal, dringend einen Arzt aufzusuchen? - Das sind etwa Fragen, die die Betroffenen sich jetzt stellen und auf deren offizielle Antworten von kompetenter Stelle sie warten", so Brustbauer.
Vorsicht bis zur Klärung
"Wer bereits geimpft wurde,
soll jetzt nicht in Panik verfallen", meinte er. Die möglicherweise mit
der Impfung im Zusammenhang stehenden Komplikationen in einzelnen Fällen
müssten aber dennoch ernst genommen werden, auch wenn sie nach derzeitigem
Informationsstand selten sein dürften. Bis zur Klärung sei natürlich
Vorsicht geboten.
Brustbauer zeigte sich verwundert, dass es noch nicht zu der so wichtigen gemeinsamen offiziellen Information der maßgeblichen Vertreter Pharmaindustrie und des Gesundheitsministeriums für Betroffene gekommen sei. "Ich bitte nachdrücklich um dringende offizielle Information und Antworten für die Betroffenen auf die wichtigsten Fragen, am besten durch rasche Einrichtung einer Hotline", so Brustbauer.
Offizielle Stellungnahme da
Die Wiener Ärztekammer verschickt
unterdessen eine Stellungnahme der Krebshilfe an alle Mediziner der
Bundeshauptstadt. Wer "verständlicherweise durch die mediale
Berichterstattung der letzten Tage verunsichert" sei, solle die
Untersuchungsergebnisse der Staatsanwaltschaft abwarten, heißt es darin.
Nach allen bisher verfügbaren wissenschaftlichen Daten gebe es jedoch
keinerlei Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen dem Tod einer 19-jährigen
Oberösterreicherin und der HPV-Impfung. Der Impfstoff sei weiterhin nicht
als unsicher eingestuft, weder von der österreichischen Behörde (AGES), noch
von der Europäischen (EMEA) oder der Amerikanischen Behörde (FDA).