Knalleffekt in "Seenaffäre". Justiz durchsuchte Privat-Wohnung von Ex-BZÖ-Chef.
Es war Freitag, halb neun früh, als es an der Wohnungstür bei Stefan Petzner in Wien-Brigittenau läutete. Der Ex-Politiker – nur mit Rasierschaum und Boxer-Shorts bekleidet – sah sich 7 Kriminalbeamten gegenüber, die das Apartment umgehend filzten. Begründung: Es gehe um die Seenaffäre und Ex-NÖ-Landesrätin Elisabeth Kaufmann-Bruckberger.
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Zweieinhalb Stunden waren sie bei Petzner zugange, am Ende nahmen sie zwei Handys, Laptops sowie Daten-Sticks mit. Petzners halb ernstes Resümee: „Sie fanden sogar einen alten Lindt-Osterhasen – doch den wollten sie nicht mitnehmen.“
Wie Norbert Hauser von der Korruptionsstaatswaltschaft bestätigte, gab es am Freitag in Sachen Seenaffäre „Hausdurchsuchungen in mehreren Privatwohnungen“. Es seien umfangreiche Beweise sichergestellt worden.
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Kärntner Landesregierung: Akten beschlagnahmt
Laut ÖSTERREICH-Recherchen marschierten Beamte nicht nur in die Wohnung eines weiteren ehemaligen Mitarbeiters von Jörg Haider, sondern auch in die Kärntner Landesregierung. Dort seien „im Zuge eines Amtshilfeverfahrens“ weitere Akten mitgenommen worden.
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Worum geht’s? Kaufmann-Bruckberger hat bereits zugegeben, im Jahr 2008 700.000 € an das Kärntner BZÖ weitergereicht und 35.000 € selbst behalten zu haben. Das Geld stammt aus dem Verkauf dreier Kärntner Seen durch Bawag und ÖGB ans Land Kärnten. Gegen Kaufmann wird u. a. wegen des Verdachts auf Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit ermittelt. In Aussagen belastete Kaufmann-Bruckberger auch Petzner. Der empört ist: Er sei es gewesen, der den Skandal aufgedeckt habe.
(ws, gü)
Petzner: "Das muss in meine Memoiren"
ÖSTERREICH: Herr Petzner, was ist passiert?
Petzner: Es war wie in CSI Miami. Sieben Mann haben um halb neun meine Wohnung gestürmt.
ÖSTERREICH: Ein Schock?
Petzner: Anfangs schon. Ich hab die Herren beschimpft, wegen einer einzigen Aussage einer Beschuldigten, von der die Ermittler selbst davon ausgehen, dass sie lügt, in meine Privatsphäre einzudringen. Sie haben alles auf den Kopf gestellt, mit weißen Handschuhen in jede Schachtel geschaut. Am Ende hab ich’s dann heiter gefunden. Schließlich erlebt so was nicht jeder. Ich hab die Aktion fotografiert – das muss in meine Memoiren.