Bei dem Messerattentat eines 23-Jährigen auf mehrere Passanten am Samstagnachmittag in Villach habe es sich "ganz klar um einen islamistischen Anschlag gehandelt".
Das gab Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) am Sonntag bei einer Pressekonferenz in Villach bekannt. Der Tatverdächtige habe nach seiner Festnahme bei seiner ersten Einvernahme erklärt, im Namen der radikalislamistischen Terror-Miliz "Islamischer Staat" (IS) gehandelt zu haben, hieß es gegenüber der APA.
- Karner: "Islamistischer Anschlag mit IS-Bezug"
- IS-Material in Wohnung von Ahmad G. gefunden!
- Vater des Attentats-Opfers (14): "Papa vermisst dich!"
Bei einer inzwischen erfolgten Hausdurchsuchung an der Adresse des Mannes seien IS-Flaggen sichergestellt worden, die der Mann an die Wand gehängt hatte. Der Mann habe sich auf TikTok radikalisiert, er dürfte Anhänger eines radikalislamistischen Influencers gewesen sein. Wie Landespolizeidirektorin Michaela Kohlweiß sagte, dürfte sich der 23-Jährige "innerhalb kürzester Zeit" radikalisiert haben, die Rede war von einer Zeit von wenigen Wochen.
Karner kündigt "anlasslose Massenüberprüfungen" an
Wie Karner sagte, brauche es "die nötige Entschlossenheit, die Konsequenzen zu ziehen". Er kündigte eine "anlasslose Massenüberprüfung" in vielen Bereichen an. Darunter fielen "bestimmte Zielgruppen" wie Asylberechtigte mit syrischem und afghanischem Hintergrund. Zudem gelte es, sich rechtlich weiterzuentwickeln. Der Staatsschutz müsse die nötigen Möglichkeiten bekommen, um einzuschreiten. Details, wie genau die Massenüberprüfungen aussehen sollen und in welcher Form sie erfolgen, gab es vorerst nicht.
Landespolizeidirektorin Kohlweiß betonte erneut, dass es vom ersten Notruf bis zur Festnahme des Täters durch zwei Streifenpolizistinnen sieben Minuten gedauert hatte. Bei der Festnahme mussten die Beamtinnen auch Körperkraft einsetzen. Auf Nachfrage, ob sich der Täter erschießen lassen wollte, meinte sie, laut erstem Ermittlungsstand hätte er wohl auch eine Erschießung in Kauf genommen. Sie bestätigte auch, dass der Täter einen Treueschwur auf den IS geleistet hatte. Gegen den Mann wird wegen Mordes und mehrfachen Mordversuchs ermittelt.
Ein 14-Jähriger tot, drei Opfer auf Intensivstation
Bei dem Anschlag kam ein 14-Jähriger ums Leben. Drei Opfer wurden am Sonntag intensivmedizinisch betreut. Einer davon war laut Polizei stabil, bei allen war aber keine akute Lebensgefahr gegeben. Zwei weitere Opfer waren leicht verletzt worden. Bei den Verletzten handelt es sich um zwei 15-Jährige, eine 28-jährige, eine 32-jährige und eine 36-jährige Person. Vier von ihnen sind österreichische, einer türkischer Staatsbürger. Tatwaffe war ein Klappmesser mit einer zehn Zentimeter langen Klinge.
Die Tat hatte sich Samstagnachmittag in der Innenstadt, in der Nähe des Hauptplatzes, ereignet. Der Täter, ein aufenthaltsberechtigter syrischer Staatsbürger, wurde nach kurzer Zeit festgenommen. Wie Polizeisprecher Rainer Dionisio sagte, hatte der 23-Jährige kurz vor 16.00 Uhr auf Passanten eingestochen. Ein Zeuge hatte den Vorfall beobachtet, er fuhr den Täter daraufhin mit dem Auto an und verhinderte so Schlimmeres. Bei ihm handelt es sich um einen 42-jährigen Essenszusteller, der ebenfalls aus Syrien stammt. Dazu meinte Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) vor Journalisten: "Das zeigt, wie eng das Gute und das Böse, auch bei der selben Staatsangehörigkeit, beieinander liegen." Er rief dazu auf, in dieser schwierigen Zeit zusammenzustehen. Am kommenden Dienstag soll der Sicherheitsgipfel des Landes Kärnten einberufen werden.
Laut Kohlweiß werde es weiterhin erhöhte Polizeipräsenz geben, Veranstaltungen und auch die Villacher Innenstadt werden verstärkt überwacht. Auch wenn man derzeit davon ausgeht, dass es sich bei dem 23-Jährigen um einen Einzeltäter gehandelt hatte.