Die Gesundheitsdebatte wird wieder turbulent: Hauptverbandschef Hans-Jörg Schelling plant neue Qualitätskontrollen für Ärzte.
Seit dem Ärztestreik im vergangenen Sommer verstanden sich Ärzte und Krankenkassen prächtig – von neuer Gesprächskultur und gemeinsamen Lösungen war die Rede. Das könnte sich rasch ändern.
Kassenärzte im Visier
Der neue Chef des Hauptverbands der
Sozialversicherungsträger, Hans-Jörg Schelling, provoziert jetzt die Ärzte.
Am Sonntag forderte Schelling eine neue Qualitätskontrolle – und zwar ohne
Beteiligung der Ärztekammer. Denn: „Das wäre ungefähr so, als würde die
Wirtschaftskammer die Arbeitsinspektoren im eigenen Bereich einsetzen und
dann entscheiden, wo schicken wir wen hin, was kontrollieren wir und wen
strafen wir.“ Nicht nur das: Schelling stellt den Ärzten auch die Rute ins
Fenster und will eine leichtere Kündigung von Kassenverträgen: „Jeder
privatrechtliche Vertrag enthält die Auflösung aus wichtigen Gründen.“
Ärzte bleiben – noch – cool
Ärzte und Kassen
hatten sich erst im Herbst auf gemeinsame Kontrollmechanismen geeinigt –
unter Beteiligung der Ärzte. Grund für die Ärztekammer, wieder auf die
Barrikaden zu gehen? Günther Wawrowsky, Vertreter der niedergelassenen Ärzte
in der Kammer, gibt sich im ÖSTERREICH-Gespräch – noch – cool: „Natürlich
werden wir bei der Kontrolle mitreden.“ Wawrowsky will mit Schelling
sprechen und ihm die Situation erklären. Mit Streik werde er jetzt nicht
drohen, denn „wir wollen alles vermeiden, um die Patienten zu verunsichern“,
sagt er. Und außerdem habe ja auch Schelling das gute Einvernehmen mit den
Ärzten in den Vordergrund gestellt.
Doch Aut-idem?
Allerdings zog Schelling gestern ein weiteres
rotes Tuch für die Ärzte hervor – er trat für die Einführung der
umstrittenen Aut-idem-Regelung ein. Die Ärzte sollen künftig nur den
Wirkstoff verschreiben – die Apotheker aber das billigste Medikament
ausgeben. Die Ärzte sind weiterhin dagegen. Wawrowsky: „Aus fachlichen
Gründen. Wir wollen einfach keine Verunsicherung der Patienten.“
(gü)