Medikamentenkosten

Kdolsky droht den Pharmabossen

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Angesichts der stark steigenden Kosten für Medikamente droht Gesundheitsministerin Kdolsky den Pharmafirmen mit gesetzlichen Rabatten.

Nach der gescheiterten Kassensanierung bastelt ÖVP-Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky munter an neuen Sparplänen. Im ÖSTERREICH-Interview stellt sie jetzt der Pharma-Branche die Rute ins Fenster: „Wenn es keine freiwilligen Sparverpflichtungen der pharmazeutischen Industrie gibt, werden wir natürlich die gesetzlichen Möglichkeiten ausschöpfen“, kündigt Kdolsky an. Das heißt im Klartext: Falls die Verhandlungen mit den Konzernen erfolglos bleiben, würde die Ministerin Zwangsrabatte auf ungerechtfertigt teure Arzneien verordnen.

„Scheininnovationen“
Anlass für ihren Vorstoß sind die im ersten Halbjahr stark gestiegenen Heilmittelkosten, die sich in den ohnehin roten Bilanzen der Krankenkassen verheerend niederschlagen. Allein bis Juni mussten die Kassen hier um fast 80 Millionen Euro mehr ausgeben als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Binnen zehn Jahren hätten sich die Medikamentenkosten fast verdoppelt, klagte in der Vorwoche die oberösterreichische Kasse.

„Es gibt Schein-Innova­tionen und Medikamente, die ungerechtfertigterweise als Originalmedikamente überhöhte Preise haben“, kritisiert Kdolsky gegenüber ÖSTERREICH.

Teurer Fortschritt
Natürlich gebe es aber auch andere Gründe für die Kostenexplosion, erläutert die Ministerin. Kdolsky nennt hier etwa die älter werdende Bevölkerung, den medizinischen Fortschritt sowie vor allem die steigende Verschreibung von Medikamenten durch die Ärzte.

Doppelverschreibungen verhindern
Als erste Gegenmaßnahmen will die Gesundheitsministerin die EDV-mäßige Erfassung von Verschreibungen verbessern. „Ich will ein Zuviel an Verschreibungen verhindern und damit ein Überbleiben von Medikamenten, die eigentlich nicht gebraucht werden“, sagt Kdolsky. Hier hält die schwarze Ressortchefin derzeit große Stücke auf das erfolgreich erprobte Pilotprojekt des elektronischen „Arzneimittel-Sicherheitsgurts“, der besonders teure Doppelverschreibungen verhindern soll. Laut Apothekerkammer wären bei einer bundesweiten Umsetzung dieses Projekts Einsparungen von immerhin 150 Millionen Euro pro Jahr möglich.

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