Der entsprechende Antrag der ÖVP wurde von der Wiener SPÖ abgelehnt. Die Grünen sind für Rollbänder, die FPÖ hält die U2-Trasse für gerechtfertigt.
Kein Zug fährt ab am künftigen Wiener Hauptbahnhof - zumindest keiner der U-Bahn-Linie U2. Der Wiener Gemeinderat hat am Mittwoch die Anbindung des neuen Bahnhofs an die U2 abgelehnt. Die mit absoluter Mandatsmehrheit ausgestattete SPÖ stimmte einem entsprechenden Antrag der ÖVP nicht zu. Der Hauptbahnhof, so wurde von der SP-Fraktion versichert, sei durch die U1 ausreichend an das U-Bahn-Netz angebunden.
Langwierige Debatte
Die Debatte um den U-Bahn-Anschluss des
künftigen Hauptbahnhofes, der ab 2012 (Teilinbetriebnahme, Anm.) den
heutigen Süd- und Ostbahnhof ersetzen wird, läuft bereits seit den ersten
Planungsschritten. Doch während die U1 den Südbahnhof nicht angefahren hat,
rückt der Hauptbahnhof an die Station "Südtiroler Platz" heran.
Standseilbahn als Verbindung
Die U2 existiert in diesem Gebiet
vorerst nur als Ausbauvariante. Ziemlich sicher scheint jedoch, dass sie den
Bahnhof nicht direkt anfahren, sondern das Stadtentwicklungsgebiet im Süden
erschließen wird. Als Verbindung zwischen U1 und U2 wird die Errichtung
einer Standseilbahn - auch "Cableliner" oder "People Mover" genannt -
geprüft. Das sorgt bei der Opposition überwiegend für Kritik.
"Wird der Bahnhof nicht an eine zweite U-Bahn-Linie angebunden, droht der U1 die Überlastung", zeigte sich VP-Gemeinderat Wolfgang Gerstl heute überzeugt. Die U2 könne durchaus auch einen Bogen zum Hauptbahnhof machen - und trotzdem die derzeit geplante Endstation "Gudrunstraße" anfahren. Diese Lösung sei nicht optimal, aber besser als die derzeit vorgesehene, so Gerstl. Auch ein Ast der U6 - von der Station "Gumpendorfer Straße" weg - ist für den VP-Politiker denkbar.
Grüne wollen Rollbänder
Die Grünen bekräftigten ihren
Vorschlag, statt einem Cableliner unterirdische Rollbänder zu installieren.
Die Sinnhaftigkeit eines Cableliners bzw. People Movers sei nämlich zu
bezweifeln, befand Grün-Gemeinderätin Ingrid Puller. Das Projekt sei teuer
und ineffizient. Vielleicht wolle Wien mit Singapur nachziehen, das in der
jüngsten Mercer-Studie Platz 1 im Bereich Infrastruktur und Verkehr erreicht
habe - und das ebenfalls über einen Cableliner verfüge, mutmaßte Puller.
"Der Hauptbahnhof ist selbstverständlich an die U-Bahn angebunden", betonte SP-Gemeinderat Ernst Maurer. Die U1-Station werde durch einen Tunnel direkt mit den Bahnsteigen verbunden, "sehr bequem und barrierefrei". Maurer verwies auch auf andere Verkehrsmittel wie S-Bahn, Bus und Straßenbahn. Das Stadterweiterungsgebiet wiederum werde durch die geplante Seilbahn erschlossen, wobei hier noch keine Entscheidung über die künftige Trasse gefallen sei.
FPÖ pflichtet SPÖ bei
Als einzige Oppositionspartei
pflichtete die FPÖ der SPÖ bei. Man stehe dem Projekt grundsätzlich positiv
gegenüber, versicherte FP-Gemeinderat Herbert Madejski. Es sei
"gerechtfertigt", die U2 ins Gebiet südlich des Bahnhofes zu führen, in dem
unter anderem 5.000 Wohnungen entstehen sollen. Dies sei die Aufgabe einer
U-Bahn: "Ich muss schauen, dass ich zu möglichst vielen Bewohnern komme."
Die FPÖ sprach sich dafür aus, die U2 in weiterer Folge auch noch zu
verlängern - bis zum Keplerplatz oder gar bis zur U6 im Südwesten.
Dementsprechend wurde auch jenes Geschäftsstück, an das sich die heutige Hauptbahnhof-Debatte anlehnte, mit den Stimmen der SPÖ und der FPÖ beschlossen. Fixiert wurde der erste Straßen-Bauabschnitt im Bereich Hauptbahnhof. Die Gesamtkosten dafür betragen rund 70 Mio. Euro.