Bildungspolitik

"Keine Verbesserungen bei Pisa 2007“

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"Mr. Pisa“ Günter Haider erwartet durch die aktuelle Bildungspolitik keine Verbesserungen bei Pisa 2007.

ÖSTERREICH: Der Pisa-Test 2007 läuft gerade. Wird Österreich dabei besser abschneiden als 2003?
Günter Haider: Ich rechne da mit keinen größeren Verbesserungen. Man muss bedenken, dass die nun getesteten Schüler, vor acht Jahren lesen gelernt haben. Nachdrückliche Verbesserungen sind erst nach einer langen Vorlaufzeit möglich.

ÖSTERREICH: Ministerin Gehrer befürchtet im Zusammenhang mit der Gesamtschule die Abschaffung der HTL und der HAK.
Haider: Dabei kann es sich nur um ein grobes Missverständnis handeln. Bei der Gesamtschule geht es um die Zusammenführung von AHS-Unterstufe und Hauptschule. Diese Debatte über die 10- bis 14jährigen wird seit mehr als 30 Jahren geführt und muss der Ministerin nur allzu gut bekannt sein. HAK und HTL sind berufsbildende Erfolgsmodelle in der Oberstufe. Kein Mensch denkt derzeit über deren Abschaffung nach.

ÖSTERREICH: Was ist denn der Vorteil der Gesamtschule?
Haider: Wir wissen aus vielen Untersuchungen, dass die frühe Bildungsentscheidung mit zehn Jahren negative Auswirkungen hat. Die Kinder von ärmeren Eltern werden dadurch benachteiligt. Das ist ungerecht! In Ländern, wo die Entscheidung erst im 14. oder 15. Lebensjahr fällt – wie in den nordischen Staaten oder in der Schweiz - ist die Schülerleistung von der familiärer Herkunft stärker entkoppelt. In Österreich gibt es sehr gute Erfahrungen mit einer Gesamtschule, nämlich der Volksschule.

ÖSTERREICH: Können Sie mir erklären, warum die Bildungsstandards seit Jahren nur in der Testphase sind?
Haider: Nein, kann ich nicht, das muss Ihnen Frau Minister Gehrer selbst erklären. Wir warten nun schon mehr als sechs Jahre auf die Standards. Außer kleinen Erprobungen an einigen Schulen in Mathematik und Englisch ist noch nichts Entscheidendes passiert. Über Ergebnisse hört man nichts. Es ist zu befürchten, dass noch weitere Jahre in die Lande ziehen werden. Die Erstellung von Standards ist aufwändig, aber andere Länder haben dies besser organisiert.

ÖSTERREICH: Ministerin Gehrer hat gemeint, bei PISA müssen wir nicht im Spitzenfeld liegen. Es sei auch wichtig, dass sich die Schüler wohl fühlen.
Haider: Mir ist eine solche Äußerung wirklich unverständlich. Wofür werden denn in der Schule Noten vergeben? Doch nicht für den Wohlfühlfaktor, sondern wegen der Leistungen. Natürlich ist es wichtig, dass sich die Kinder wohl fühlen - als wesentliche Voraussetzung für das Lernen, aber nicht als Endzweck.

ÖSTERREICH: Sie behauptet auch, dass 22 der über 30 Vorschläge der Zukunftskommission bereits umgesetzt seien.
Haider: Also, ich werde mich mit der ganz persönlichen Zählweise der Frau Minister nicht wieder auseinandersetzen. Ich denke, man muss mit einer neuen Regierung einen neuen Anlauf nehmen.

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