Ausgerechnet Straches engster Vertrauer hält ein Polit-Comeback nicht für sicher.
Pat und Patachon, zwei wie Pech und Schwefel – von Heinz-Christian Strache und Herbert Kickl gibt es viele – durchaus auch abfällige – Beschreibungen. Mit dem Ibiza-Skandal ist jetzt alles anders. FPÖ-Insider dementieren zwar, dass die beiden Freunde miteinander gebrochen hätten, ihr Verhältnis also völlig zerrüttet sei und man überhaupt nicht miteinander rede.
Unwetter
Gestört sei das alte enge Verhältnis aber allemal: „Zwischen den Beiden herrscht – wenn man es wie einen Wetterbericht sieht – Gewitter. Schneesturm samt Lawinen und Muren auf einmal“, so die bildhafte Umschreibung eines Insiders. Aber unumkehrbar sei das nicht: „Es kann ja mal wieder die Sonne scheinen.“
Kickl ist sehr enttäuscht
Sieht man sich das Interview mit Kickl auf oe24.TV an, so kann man nur sagen: Noch herrscht Schlechtwetter. Dass Strache im Ibiza-Video Österreichs Wasser, Bauaufträge und sogar die Krone gegen Parteispenden verscherbeln wollte, hat Kickl jedenfalls „sehr enttäuscht“, wie er ausrichten lässt. Der einstige Chefberater und Spiritus Rector der Marke „HC Strache“ geht auf Distanz zu seinem Schützling.
■ Comeback – für Kickl nicht ausgemacht, Strache solle sich gefälligst erst um die Aufklärung der Vorwürfe kümmern. Dass er auf das EU-Mandat verzichtet hatte, sei eine „gute Entscheidung“ gewesen – dafür wechselt Philippa Strache ins Parlament.
Streit um Facebook-Seite scheint zu eskalieren
■ Facebook: Richtig unfreundlich wird es aber, wenn es um Straches Facebook-Seite geht: Strache hatte in seiner Verzichtserklärung betont, dass es sich um seine Facebook-Seite handelt. Kickl, trocken auf oe24.TV: „Die Wahrheit ist ganz einfach: Der Medieninhaber dieser Seite ist die FPÖ“, so Kickl lapidar.
Kickl: "Seine Facebook- Seite gehört der Partei"
oe24.TV: Heinz-Christian Strache nimmt nach langem Hinhalten sein EU-Mandat nicht an. Sind Sie damit zufrieden?
Herbert Kickl: Es ist logisch, dass so eine Entscheidung eine gewisse Zeit braucht. Man kann die Ereignisse, die etwa vor einem Monat über uns hereingebrochen sind, ja nicht unter die Kategorie „Alltägliches“ einordnen. Ich glaube, dass er jetzt eine gute Entscheidung getroffen hat.
oe24.TV: Philippa Strache kandidiert jetzt für den Nationalrat, Strache könnte Spitzenkandidat bei der Wien-Wahl werden. Gibt es einen Deal?
Kickl: Das Wort Deal fällt mir im Zusammenhang mit dem Brexit ein. Beim „Straxit“ haben wir keinen Deal, das wurde auch von mehreren Seiten festgehalten. Nur weil Dinge in einem zeitlichen Naheverhältnis zueinander stehen, muss das nicht gleich eine Kausalkette sein. Mit Philippa Strache haben wir eine interessante Persönlichkeit, die sich für den Tierschutz sehr stark einsetzt. Wir werden die Komponente Naturschutz – für mich bedeutet das auch immer Heimatschutz – auch ins Zentrum stellen. Und wenn ich von Naturschutz spreche, spreche ich auch vom Tierschutz. Ich würde mir wünschen, dass wir im Parlament diesem wichtigen Thema einen eigenen Ausschuss widmen.
oe24.TV: Können Sie sich vorstellen, dass Strache Spitzenkandidat in Wien wird?
Kickl: HC Strache hat immer gesagt, dass er jetzt seinen Fokus voll und ganz auf die Aufklärung legen will. Ich halte das für gut. Manches Mal ist es so, dass der größte Schritt nach vorne der Schritt zurück ist. Man wird sehen, wie es mit der Aufklärung vorangeht, was das Ergebnis ist und dann wird man die Situation zu beurteilen haben.
oe24.TV: Es wird gemunkelt, dass das Verhältnis zwischen Ihnen und Strache nach der Video-Affäre zerrüttet ist …
Kickl: Das ist der zigste Versuch, in irgendeiner Form einen Keil in die FPÖ hineinzutreiben. Aber es wäre auch nicht ehrlich, wenn ich nicht sagen würde, dass mich das natürlich auch irritiert und getroffen hat. Das heißt aber nicht, dass ich über HC Strache den Stab breche, das steht mir überhaupt nicht zu. Wir reden hier von sieben Minuten, ich habe ihn in vielen Jahren ganz anders kennengelernt, als diese Bilder es vermitteln. Ich weiß auch, dass die FPÖ HC Strache sehr viel zu verdanken hat, aber das gilt auch umgekehrt.
oe24.TV: Ein Punkt ist auch die Facebook-Seite Straches, die er jetzt offenbar selbst administriert. Was heißt das für Sie, jetzt sind Sie auf einmal 800.000 Fans los, die nur noch Strache hörig sind?
Kickl: Die Wahrheit ist ganz einfach: Der Medieninhaber dieser Seite ist die Freiheitliche Partei Österreichs und sie wurde für den Parteiobmann erstellt, der HC Strache bis vor Kurzem war. Es war immer eine Koproduktion. Das eine waren die Beiträge des Social-Media-Teams, Wartungsaufwand und Bewerbung. Das andere ist die persönliche Note, mit der HC Strache die Seite stark geprägt hat. Ich gehe davon aus, dass er diese Seite im Bewusstsein seiner Verantwortung für die Partei – die ja nicht mit seinem Rücktritt endet – in den Dienst einer erfolgreichen Wahlbewegung stellt. Alles andere würde mich enttäuschen.
oe24.TV: Die ÖVP hat kürzlich gefälschte Mails im Zusammenhang mit dem Ibiza-Video präsentiert.
Kickl: Das war binnen weniger Stunden die zweite seltsame Inszenierung der ÖVP. Da war ja zuerst dieser komische Auftritt mit einem australischen „Guru“ und dieser eigenartigen Segnung von Sebastian Kurz. Dann kommt einen Tag später eine Pressekonferenz, bei der etwas dementiert wird, was kein Mensch kennt. Das ist eine seltsame Vorgangsweise. Da bekommt man fast ein bisschen den Eindruck, als ob das eine Flucht nach vorne wäre, wo man sagt, „wir immunisieren uns vorsichtshalber, vielleicht kommt noch etwas daher, das unangenehm wird“.