War die Zahlung im Zug einer Schweinegrippe-Studie ein "normaler Vorgang" oder doch eher "unüblich"? Die Stadtpolitiker streiten darüber.
Die Stadt Klagenfurt hat im Zuge der Schweinegrippe-Impfaktion im Vorjahr für die Unterstützung bei einer Studie an Impfpatienten von dem Pharmakonzern Baxter rund 178.000 Euro erhalten. Grünen-Stadträtin Andrea Wulz findet diese Spenden an die Kommune "unüblich" und fordert eine Aufklärung des Sachverhaltes. SPÖ-Gesundheitsstadträtin Maria-Luise Mathiaschitz verteidigt den Erhalt des Geldes: "Das sind ganz normale Einnahmen für die Stadt." Zudem hätten auch andere Landeshauptstädte bei der Studie mitgemacht.
Für die Zulassung "üblich"
Die Firma Baxter
sprach von einer Beobachtungsstudie, die von der Europäischen
Arzneimittelagentur (EMA) für die Zulassung eines Impfstoffes während einer
Influenza-Pandemie zwingend verlangt wird. Daran müssen 9.000 Probanden
teilnehmen. Die Studie wurde entsprechend dem österreichischen
Arzneimittelgesetz und der Anforderungen der EMA durchgeführt, so Barbara
Valenta von Baxter. Das Protokoll wurde von den zuständigen
Ethikkommissionen sowie den Behörden genehmigt. Auch das
Gesundheitsministerium nennt den "Vorgang als Teil des
EU-Zulassungsverfahren üblich".
Wofür waren die 178.000 Euro?
Die an die Stadt Klagenfurt
bezahlten 178.000 Euro sind laut Baxter "Leistungen", die in jeder Studie
abgegolten werden und vertraglich festgelegt werden. Über die genaue
Aufschlüsselung hielt sich der Pharmariese bedeckt. Andere Quellen
sprachen von Overheadkosten, mit denen Ärztehonorare und die Nutzung der
Räumlichkeiten beglichen werden. Und: Der jeweilige Proband erhielt als
Entschädigung ein Handdesinfektionsspray.
Aufwand der Stadt abgegolten
"Es ist sehr ungewöhnlich, dass ein
Pharmakonzern überhaupt Gelder an eine Kommune vergibt", so Andrea Wulz, die
das Kontrollamt mit der Causa befassen will. Laut Maria-Luise Mathiaschitz
ging alles mit rechten Dingen zu. Während der Schweinegrippe-Impfungen wurde
eine Umfrage auf freiwilliger Basis in Bezug auf Nebenwirkungen des relativ
neuen Impfstoffes durchgeführt. Die Abgeltung für den Aufwand, den die Stadt
dabei hatte, sei als Einnahme und nicht als Spende verbucht worden,
verteidigte sich Mathiaschitz: "Den Leuten wird hier suggeriert, dass
Pharmagelder in die Stadtkasse als Spenden fließen. Das ist billigster
Populismus auf niedrigstem Niveau."
150 Euro pro Proband an die Stadt
Klaus Fillafer, Leiter der
Gesundheitsabteilung des Magistrates, bestätigte, dass diese Umfragen auch
in anderen Landeshauptstädten in größeren Impfstellen durchgeführt wurde.
"Die europäische Arzneimittelbehörde hat die Firma Baxter verpflichtet, die
Studie zum Impfstoff Celvapam durchzuführen. In Klagenfurt haben 1.184
Probanden mitgemacht, für die jeweils 150 Euro an Entschädigung an die Stadt
geflossen sind", so Fillafer. Der Verteilungsschlüssel sei in jeder Stadt
gleich.
Das Pharmaunternehmen habe auch noch eigenes Personal zur Verfügung gestellt, die die Leute beim Ausfüllen eines Fragebogens unterstützt haben. Die Stadt habe für die Umfrage die Infrastruktur für sechs Monate zur Verfügung gestellt und die Leitung der Durchführung übernommen. Was mit dem Geld passiert, entziehe sich Fillafers Kenntnis.
Wien weiß nichts von einer Studie
Laut Baxter wurde die
Beobachtungsstudie in Wien, Oberösterreich, Tirol, Steiermark, Salzburg und
Kärnten durchgeführt. Es sollen 21 Zentren daran teilgenommen haben. Auf
Nachfrage wusste man in den meisten Ländern nichts von einer solchen Studie.
So beteuerte die Stadt Wien, an der besagten Studie nicht teilgenommen zu
haben. "Vonseiten der Stadt hat es keine Zusammenarbeit mit Baxter gegeben",
heißt es aus dem Büro von SPÖ-Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely. Auch von
dergleichen Zahlungen war nichts bekannt.
Bisher sollen für die Untersuchung dem Vernehmen nach 3.300 Probanden herangezogen worden sein. In Klagenfurt waren es 605 Freiwillige, die nach der ersten Teilimpfung befragt wurden. 579 von ihnen unterzogen sich auch der zweiten Schweinegrippe-Teilimpfung.
Bekanntgeworden war die Causa in Klagenfurt, weil Teile dieses Geldes für eine Studie über ein Hallenbadprojekt in Klagenfurt verwendet worden waren.