Letzte Tage im Amt: Ministerin kündigt neue Lockerung der Türkei-Blockade an
ÖSTERREICH: Es sind Ihre letzten Tage im Amt. Was hätten Sie gerne noch vorangetrieben?
Karin Kneissl: In den Beziehungen zur Türkei ist sehr viel weitergegangen und ich freu mich, dass ich gerade heute noch ein sehr freundliches Telefongespräch mit dem türkischen Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu führen konnte. Er hat mir einen weiteren Schritt zur Lockerung der türkischen Blockade Österreichs in der NATO-Partnerschaft für Frieden zugesichert. In der österreichischen Außenpolitik ist es lange um die Nachbarstaaten gegangen, das ist auch wichtig. Aber ich habe den Blick auch nach China, Bangladesh und eben die Türkei gerichtet.
ÖSTERREICH: Empfehlen Sie, dass das so fortgeführt wird?
Kneissl: Ja, denn die Welt dreht sich weiter und wir sollten bitte nicht in dieser Selbstbeschäftigung verharren.
ÖSTERREICH: Trauen Sie das Ihrem Nachfolger Alexander Schallenberg zu?
Kneissl: Er wird die nächsten Monate verwalten. Das hat nichts mit Zutrauen zu tun. Ich habe als Außenministerin die Schwerpunkte eingeläutet und hoffe, dass der Apparat diese in seiner Gesamtheit fortführt.
ÖSTERREICH: Das Ende der Regierung kam durch das Ibiza-Video schnell. Sind Sie von Strache menschlich enttäuscht?
Kneissl: Ich bin Profi genug, da jetzt nicht irgendwelche Emotionen hineinzubringen. Ich habe mich am 18. Mai neben ihn hingestellt, weil das ein sehr schwerer Tag für ihn war.
ÖSTERREICH: Wie passt das zusammen, wenn Sie betonen, dass Sie eine unabhängige Ministerin sind?
Kneissl: Man kann doch parteilos sein und sich trotzdem in einem schwierigen Moment neben einen Menschen stellen.
ÖSTERREICH: Und die Dinge, die er in dem Video gesagt hat, wie sehen Sie die?
Kneissl: Falsch, verabscheuungswürdig.
ÖSTERREICH: Jetzt gibt es die erste Kanzlerin Österreichs. Kennen Sie Brigitte Bierlein?
Kneissl: Ja, ich habe sie immer wieder getroffen, bei Abendessen zum Beispiel. Sie ist eine sehr freundliche, eine sehr höfliche Frau. Ich hatte sie auch zu Gast im Außenministerium, wie alle Vertreter der großen Institutionen.