Oskar Deutsch hält die Distanzierungen der FPÖ für 'nicht glaubwürdig'.
Die FPÖ hat derzeit ihre liebe Mühe im Umgang mit dem neuesten blauen "Einzelfall": Im Besitz des steirischen FPÖ-Nationalratsabgeordneten Wolfgang Zanger befindet sich, wie knapp vier Wochen vor der Steiermark-Wahl bekannt wurde, ein Liederbuch der Verbindung "Pennales Corps Austria zu Knittelfeld", das neonazistische und antisemitische Texte enthält. Während Zanger zunächst via Facebook mitteilte, sich deswegen "niemals" zu schämen, ist die FPÖ in Stellungnahmen um Distanzierung von dem Buch bemüht, stärkt ihrem Abgeordneten aber demonstrativ den Rücken.
"Hofer muss umgehend zurücktreten"
Kritik kommt nun vom Chef der Israeltischen Kultusgemeinde: Oskar Deutsch fordert auf Facebook Konsequenzen: „Nationalratsabgeordneter Wolfgang Zanger will sich nicht vom Naziliedgut distanzieren. Er sei sogar stolz auf die antisemitischen, sexistischen und rassistischen Lieder, weil es die Lieder seiner Eltern seien, schrieb er. Mit dieser Trotzreaktion hat sich Wolfgang Zanger (nicht zum ersten Mal) als Extremist geoutet und ist als Parlamentarier untragbar.“
Deutsch sieht aber auch FPÖ-Chef Norbert Hofer in der Pflicht und fordert sogar dessen Rücktritt. „Norbert Hofer, der ja mittlerweile durchgreifen könnte, hat sich als Dritter Nationalratspräsident disqualifiziert und muss umgehend zurücktreten.“
Hürde für Türkis-Blau
Der Skandal um das braune Liederbuch wirbelt aber auch in der ÖVP Staub auf: Denn die türkis-blaue Koalitionsvariante, falls es mit den Grünen nicht klappt, fällt für die ÖVP nun de facto weg. Zum einen hält die FPÖ-Spitze an Zanger fest - der säße damit quasi im Koalitionsboot. Zum anderen macht sich bei den Türkisen die Sorge breit, dass es FPÖ-Chef Norbert Hofer - der sich vom blauen Bundesparteitag ja extra ein Durchgriffsrecht geben ließ - nicht auch tatsächlich schafft, bei braunen Ausreißern in seiner Partei durchzugreifen. An den sogenannten "Einzelfällen" verzweifelten die ÖVPler schließlich schon bei Türkis-Blau I.
Aus der ÖVP kommen jedenfalls derzeit zahlreiche Rücktrittsaufrufe. So erklärt etwa der steirische Landeschef Hermann Schützenhöfer in ÖSTERREICH: "Wenn Zanger nicht in der Lage ist, einen klaren Trennstrich zu ziehen, dann ist er meines Erachtens nicht tragbar."