Wien

Lehrer: 
»Wir sind noch nicht fertig«

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Montag zeigten sich die Lehrer zufrieden. Nun zeigen sie sich wieder skeptisch. Ein Bluff?

Die drei Ministerinnen Maria Fekter, Claudia Schmied und Gabriele Heinisch-Hosek zeigten sich auch gestern noch optimistisch, dass man in Sachen neues Lehrerdienstrecht bereits „in der Zielgeraden“ sei. Gewerkschaftschefverhandler Paul Kimberger steigt – nach freundlichen Nasenlöchern nach der 31. Verhandlungsrunde am Montag – im ÖSTERREICH-Interview  hingegen auf die „Euphoriebremse“.

Sowohl AHS-Gewerkschaft als auch BHS-Vertreter meinten gestern: „Wir sind noch meilenweit von einem guten Dienstrecht entfernt.“
 

Konnte Neugebauer die ­Regierung austricksen?
Am Montag hatten diese Gewerkschafter noch von einem „Durchbruch“ gesprochen. Prompt fragt ein Regierungsmitglied hinter vorgehaltener Hand: „Hat uns Neugebauer ausgetrickst?“ Beamtengewerkschaftsboss Fritz Neugebauer hatte die Verhandlungsrunde am Montag geschwänzt. Der Kanzler soll deshalb bereits am Montag skeptisch bezüglich einer Einigung gewesen sein, berichten Insider.
Daher setzte Faymann auch, wie berichtet, trotz euphorischer Stimmung der Verhandler Montagnacht gemeinsam mit VP-Vizekanzler Michael Spindelegger eine Taskforce ein.
 

Kanzler will jetzt Druck auf Neugebauer erhöhen
In dieser sollen nun neben den bisherigen Regierungsvertretern auch Kanzler und Vize persönlich mit den Lehrergewerkschaftern verhandeln. Am kommenden Montag findet die nächste Verhandlungsrunde statt. Der SP-Chef will den Druck auf Neugebauer und Co. massiv verstärken, um noch im Sommer tatsächlich eine Lösung zu finden.

 

Geplantes Lehrer-Dienstrecht: Bis 700 € mehr für Junglehrer

Fünf Jahre
Neue Lehrer können in den nächsten fünf Jahren entscheiden, ob sie ins neue oder alte Dienstrecht wollen, und bleiben dann dort. 

2.420 Euro
Künftig soll es ein einheitliches Grundgehalt für alle Lehrer geben (bis zu 700 Euro mehr als das Einstiegsgehalt).

Master
Mit der neuen Lehrerausbildung gibt es auch einen verpflichtenden Masterabschluss für alle.

24 Stunden
Die Kern­arbeitszeit soll auf 24 Stunden erhöht werden.

 

Gewerkschafts-Boss Paul Kimberger: »Muss Euphorie leider bremsen«

ÖSTERREICH: Die Ministerinnen sehen die Verhandlungen in der Zielgeraden. Teilen Sie die Einschätzung?
Paul Kimberger: Ich muss da leider auf die Euphoriebremse steigen. Wir haben noch einige Brocken, die verhandelt und gelöst werden müssen.
 

ÖSTERREICH: Woher, glauben Sie, kommt dann die Freude der Ministerinnen?
Kimberger: Das ist wohl eine Form von Zweckoptimismus. Man will halt unbedingt noch vor den Wahlen einen Erfolg haben. Wenn wir im Gegenzug ein tolles Paket auf den Tisch bringen, gönne ich ihnen diesen Erfolg auch.
 

ÖSTERREICH: Sie schließen also einen Beschluss vor der Wahl nicht aus?
Kimberger: Das Ziel ist machbar, aber wir haben auf dem Weg noch einiges zu tun.
 

ÖSTERREICH: Welche Steine liegen noch im Weg?
Kimberger: Momentan laufen intensive Gespräche der Gewerkschaften der verschiedenen Schultypen. Wir haben in allen Teilgewerkschaften noch Dinge, die zu diskutieren und zu lösen sind. Das Ziel, das wir uns vorgenommen haben, haben wir noch nicht erreicht, aber es ist realistischer geworden.
 

ÖSTERREICH: Sind Sie sich mittlerweile bei der Lebensverdienstsumme einig?
Kimberger: Es hat deutliche Nachbesserungen gegeben, aber Geld und Arbeitszeit sind nach wie vor Thema. Das kann nicht als gelöst angesehen werden.
 

ÖSTERREICH: Was sagen Sie zur neuen Taskforce der Regierung? Brauchen Sie die?
Kimberger: Ich habe diese Taskforce, was immer das ist, noch nie gesehen. Ich glaube, das ist ein politischer Gag. Aber wer mithelfen will, zu einem Ergebnis zu kommen, ist herzlich eingeladen.

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