Gegen Gaddafi

Libyer protestieren auch in Wien

Teilen

Rund 200 Personen fanden sich zur Kundgebung am Stephansplatz.

Auch in Wien hat eine Kundgebung gegen den libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi stattgefunden. Mehr als 300 Demonstranten fanden sich laut Schätzung der Polizei am Freitagnachmittag am Stephansplatz zusammen.

"Nieder mit dem Diktator"
Die Teilnehmer skandierten den Spruch "Nieder mit dem Diktator" auf Arabisch und auf Deutsch, einige schwenkten die Fahne des alten Königreichs Libyen. Anschließend marschierte der Protestzug zum Haus der EU in der Wipplingerstraße, um Vertretern der EU-Kommission in Österreich eine Petition zu übergeben.

Petition an EU-Kommission
Die Demonstration war von der neu gegründeten "Libyschen Gemeinschaft in Österreich" initiiert worden. Die Petition an die EU-Kommission, von der Libyschen Gemeinschaft gezeichnet, nennt das Verhalten der EU "zurückhaltend und zögerlich". In dem Schreiben wird unter anderem das Einfrieren des Vermögens der Familie Gaddafi im Ausland gefordert, sowie die internationale Verfolgung der an Massakern an Zivilisten beteiligten libyschen Militärs und Söldner. Gewarnt wird in dem Papier jedoch vor wirtschaftlichen Sanktionen gegen Libyen, da diese letztlich nur das Volk treffen würden.

Viele der Demonstranten waren arabischer Herkunft, einige davon mit Angehörigen in Libyen. "Meine Familie in Tripolis hat seit Tagen nicht das Haus verlassen", sagte der 26-jähriger Hayem, der aus Libyen stammt und in Wien lebt. Seine Eltern und zwei Brüder harren weiter in der libyschen Hauptstadt aus, obwohl dort täglich aus Helikoptern auf die Menschen geschossen werde. Seine Familie will das Land dennoch nicht verlassen. "Sie werden dort sterben oder siegen", sagt der 26-jährige Wirtschaftsstudent. Er telefoniere jeden Tag mit ihnen, und versorge sie mit Nachrichten. Denn wie viele in Libyen sind sie vom Nachrichtenfluss abgeschnitten, empfangen nur die Sender des Regimes. "Ich schreibe ihnen Texte auf Skype, was es Neues gibt. Über das Telefon ist es zu gefährlich", berichtet Hayem.

Die Kundgebung verlief friedlich und ohne Zwischenfälle.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.