Wiener Bürgermeister im Interview

Ludwig: "Mit allen außer der FPÖ"

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SPÖ-Grande schließt Türkis-Rot nicht aus – Hofers Worte beeindrucken ihn nicht.

ÖSTERREICH: Sie sagten, dass die FPÖ nach den „Einzelfällen“ „nicht Rechtspopulisten, sondern Rechtsextreme“ seien...

Michael Ludwig: Ich habe beim Bundesparteirat gesagt, dass Sebastian Kurz die Koalition nicht aufgrund der permanenten rechtsradikalen Überschreitungen der festgelegten roten Linien beendet hatte, sondern aus machtpolitischen Motiven. Die ÖVP wollte das Innenministerium wieder kontrollieren. Man darf auch nicht vergessen, dass ich das am Tag nachdem ein FPÖ–Funktionär mit einem Revolver aus seiner Wohnung geschossen hatte und sich dabei vorgestellt hatte, auf den Bundespräsidenten und andere Politiker zu schießen.

ÖSTERREICH: Sehen Sie eine Gefährdungslage wie in Deutschland von Rechtsextremen ausgehen? Und sehen Sie da die FPÖ in der Verantwortung?

Ludwig: Dieses Mal ist Gott sei Dank nichts passiert. Aber, was ist der nächste Schritt? Vergessen wir nicht, dass nicht nur ein Freiheitlicher geschossen hatte. Ein anderer FPÖ–Funktionär hatte danach „bedauert“, dass nichts passiert sei. In Deutschland wurde erst vor wenigen Tagen Regierungspräsident Lübcke von einem Rechtsextremen getötet. Und da sieht man leider die Verbindung zu hetzerischer Politik. Daher sage ich auch klar, dass es keine Koalition mit Parteien geben darf, die so eine Politik zu verantworten haben.

ÖSTERREICH: Sollten also alle in der SPÖ eine Koalition mit der FPÖ ausschließen?

Ludwig: Ich habe eine Koalition mit der Wiener FPÖ klar ausgeschlossen. Es ist aber bedauerlich, dass eine große Partei wie die FPÖ sich selbst durch ihre Verhaltensweise aus dem Spiel genommen hat. Ich halte die FPÖ auch in einer Bundesregierung für nicht regierungsfähig.

ÖSTERREICH: Auch unter FP-Chef Hofer, der ja sanfter redet?

Ludwig: Für mich sind nicht schöne Worte ausschlaggebend, sondern Taten. So lange diese „Einzelfälle“ weitergehen, reichen schöne Worte nicht.

ÖSTERREICH: In den Umfragen scheint die SPÖ unter dem Strache-Ibiza-Skandal mehr zu leiden als die FPÖ. Sie liefert sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der FPÖ um Platz 2, oder?

Ludwig: Ich bin überzeugt, dass die SPÖ und Pamela Rendi–Wagner es schaffen werden, die entscheidenden Inhalte in den Vordergrund zu rücken. Die Frage ist, wie geht es mit Österreich weiter? Die FPÖ wollte unser Land verkaufen. Wir setzen uns für die Zukunft der Menschen ein.

ÖSTERREICH: Die ÖVP dürfte zwar Erste werden, aber eine Koalition wird schwer, oder?

Ludwig: Kurz hatte nach dem Platzen der Koalition gesagt, dass es die FPÖ nicht kann und er mit der SPÖ und den Grünen nicht wolle. In so einer Situation hätte er Brücken bauen sollen, statt sie niederzureißen. Sie haben Recht, dass es schwer werden wird. Aber wir schließen keinen aus. Wir sind Gesprächsbereit. Nur eine Regierungszusammenarbeit mit der FPÖ ist ausgeschlossen.

ÖSTERREICH: Also Türkis-Rot?

Ludwig: Seit Schüssel als Nummer drei Kanzler wurde, sollte man nicht unterschätzen, was es für Überraschungen nach der Wahl geben könnte. 
 
Isabelle Daniel
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