Nach nur mäßiger Zustimmung will Marek "die Zweifler ins Boot holen".
Nun ist es offiziell besiegelt: Christine Marek wird neue Klubobfrau der Wiener ÖVP. Sie wurde am Freitagnachmittag in einer knapp eineinhalbstündigen Klub-Vollversammlung mit 14 zu neun Stimmen gewählt. Damit ist Marek nun nicht nur Landesparteichefin der Stadtschwarzen, sondern auch deren Klubchefin.
Parteiinterne Querelen
Im Vorfeld von Mareks Kür gab es teils erheblichen Unmut in der Partei - allen voran wegen des desaströsen Wahlergebnisses, das sie als Spitzenkandidatin und Landesparteichefin für die Wiener ÖVP bei der Wahl am 10. Oktober einfuhr. Außerdem meldete der Wirtschaftsflügel Kritik an, da er in personeller Hinsicht eine Dominanz des Arbeitnehmerbundes ÖAAB ortete.
Marek will "die Zweifler ins Boot holen"
Nach der äußerst bescheidenen Zustimmung bei ihrer Wahl zur Klubobfrau will Christine Marek nun jene, die gegen sie votiert haben, auf ihre Seite ziehen. "Es wird eine meiner zentralen Herausforderungen sein, intern für Einigkeit zu sorgen und die Zweifler ins Boot zu holen", sagte Marek am Freitagnachmittag nach dem Ende der Klub-Vollversammlung vor Journalisten. Die Partei befinde sich nach dem schlechten Wahlergebnis bei der Wien-Wahl in schwierigen Zeiten, interpretierte die designierte Klubchefin die relative hohe Zahl an Gegenstimmen.
ÖAAB dominiert Wiener VP
"Ich übernehme einen gut geführten Klub, der gut dasteht", versicherte Marek. Dem inneren Frieden der Stadtschwarzen keinesfalls abträglich sah sie die Tatsache, dass nach den heutigen Personalentscheidungen sämtliche Spitzenpositionen in der Wiener ÖVP mit Vertretern des ÖAAB besetzt sind - wobei: "Es wird vielleicht einzelne geben, die das als Argument für ihre Stimme (gegen Marek, Anm.) herangezogen haben." Es sei dabei aber weniger um bündische Überlegungen gegangen, sondern um die betreffenden Persönlichkeiten. Zudem seien im künftigen Landtag bzw. Gemeinderat eine Reihe von Wirtschaftsbündlern vertreten.
Inhaltliche Neuausrichtung
In ihrer neuen Funktion und als - bereits vor der Wien-Wahl bestellte - Landesparteichefin will Marek der Partei eine inhaltliche Neuorientierung verpassen. Besonders die Bezirke und Funktionäre sollen eingebunden werden. Danach gefragt, wie viel Zeit sie sich für diese Aufgabe gebe, nannte die Noch-Staatssekretärin die Nationalratswahl im Jahr 2013. Diese sei die erste große Herausforderung für die Wiener ÖVP, wieder Tritt zu fassen.
Amtsübergabe Ende November
Marek bedankte sich heute auch bei Noch-Klubobmann Matthias Tschirf für die "sehr amikale Übergabe", die in diesen schweren Zeiten besonders wichtig sei. Tschirf wünschte wiederum seiner Nachfolgerin viel Erfolg "für die interessante, auch oft schwierige Aufgabe". Offiziell übernehmen wird Marek ihre neues Amt bei der konstituierenden Gemeinderatssitzung, die Ende November stattfinden soll. Bereits am Montag wird hingegen die offizielle Amtsübergabe der Landesgeschäftsführung über die Bühne gehen. Norbert Walter wird seine Funktion in einer Pressekonferenz an den bisherigen Mandatar Alfred Hoch abgeben.