Streit um Abgang

Marek will nicht nach Wien gehen

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Die West-Front der ÖVP will, dass Christine Marek nach Wien wechselt.

Diese Frau kann einem echt leidtun: Christine Marek wurde gestern über eine Hintertreppe ins Kanzleramt gelotst – und nach dem Ministerrat, in dem es fast ausschließlich um „ihre“ Familienpolitik ging, wieder an den Journalisten vorbeigeschleust.

Dann am Nachmittag ein dürres Kommuniqué: „Ich überlege noch, wie meine persönliche Zukunft aussieht. Die Entscheidung über einen Wechsel vom Staatssekretariat in den Wiener Gemeinderat erfolgt in den nächsten zwei bis drei Wochen.“

Pröll will Mareks Rückzug, ÖAAB blockiert Abgang
Ziemlich entnervt konnte drinnen im Pressefoyer des Ministerrats VP-Chef Josef Pröll nur sagen: „Es ist die Entscheidung von Christine Marek, was sie in Zukunft tun will.“ Kein Wunder, dass ausgerechnet er als VP-Chef derzeit wenig Handlungsspielraum für ein Machtwort hat: Schließlich hat er Marek mit sanfter Gewalt überredet, ins Himmelfahrtskommando einer Kandidatur für die Wiener ÖVP hineinzugehen. Das Ergebnis ist bekannt: Marek erreichte das schlechteste Ergebnis der Parteigeschichte. Und seither ist ein wilder Poker um ihren Job als Staatssekretärin, den sie so viel mehr geliebt hat als die Wiener Kommunalpolitik, im Gange.

Pröll selbst bat sie Ende der Vorwoche zum Vieraugengespräch, aus dem Marek laut Beobachtern „ziemlich geknickt“ herauskam. Offenbar hat ihr der Vizekanzler dabei schweren Herzens mitgeteilt, was die Partei von ihr erwartet:

Den Jobwechsel in Richtung Klubobfrau im Wiener Gemeinderat
Möglicherweise, so ein Insider, ein Jobangebot in der Privatwirtschaft binnen Jahresfrist inklusive. Ein Angebot, das beim ÖAAB auf höchstes Misstrauen stößt – denn schließlich hat die Tiroler ÖVP längst ganz offensiv eine Kandidatin aus dem politisch unterrepräsentierten Westen vorgeschlagen. Und das ist Martha Schultz, Tourismusexpertin und – anders als ÖAAB-Urgestein Marek – Vertreterin des VP-Wirtschaftsflügels. Prompt ließ ÖAAB-Boss Michael Spindelegger verlauten, dass er dafür sei, dass Marek als Staatssekretärin in Amt und Würden bleibe: „Ich habe ihr dazu geraten.“

Schwierige Zeiten für Josef Pröll. Zumal im Windschatten einer „kleinen“ Regierungsumbildung mit Marek eine „große“ lauert: Samt Integrationsstaatssekretariat in SP-Händen und jeder Menge neuer Personaldebatten.

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