Rendi Hartinger

50 Patienten behandelt

Masern: Streit um Impfpflicht

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Viele fürchten eine neue Masernwelle. Insgesamt gab es in vier Wochen 63 Verdachtsfälle.

 

Gesundheits-Alarm in der Steiermark: 14 Masern­fälle sind heuer bestätigt, 50 Patienten wurden wegen des Virus behandelt, darunter 28 Babys. Auch im Tiroler Unterland wurden sechs Babys, die möglicherweise mit einem an Masern erkrankten Kind in einer Ordination in Kontakt kamen, in die Innsbrucker Kinderklinik eingeliefert. In Salzburg erkrankten sieben Personen an Masern. Es herrscht große Verunsicherung. Die Krankheit ist potenziell lebensbedrohlich, 20 % erleiden Komplikationen wie Lungen- oder Gehirnentzündungen.

Die Spur der österreichischen Masernfälle führt in die Ukraine. Laut der steirischen Landessanitätsdirektion handelt es sich sowohl bei den steirischen als auch bei den Salzburger Fällen um einen Gen­stamm aus der Ukraine.

Jetzt gibt es Streit um die Impfung

Volksanwalt Günther Kräuter besteht auf die Aufnahme einer Impfpflicht in den Mutter-Kind-Pass: „Vor allem Kleinkinder, die noch nicht geimpft werden dürfen, sind die Leidtragenden.“

Gesundheitsministerin ­Beate Hartinger-Klein (FPÖ) lehnt eine Pflicht vehement ab: „Die Impfung gegen ­Masern ist freiwillig.“

Ärztekammer spricht sich gegen Impfpflicht aus

Patientenanwältin Sigrid Pilz fordert eine Impfpflicht für Gesundheitsberufe und Pädagogen. „Für diese Berufe sollte ein aufrechter Impfstatus eine Selbstverständlichkeit sein“, sagt auch Thomas Szekeres, Präsident der Ärztekammer. Eine generelle Impfpflicht lehnt er aber ab. Die Wiener NEOS fordern, die Familienbeihilfe an den Nachweis von Impfungen zu koppeln.

Solidarität. SPÖ-Parteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner pocht auf die Impfung als „solidarischen Akt“, nur so können auch Babys und ältere Menschen geschützt werden. Mit der Regierung ist sie insofern einer Meinung, als sie Aufklärungsmaßnahmen einer Impfpflicht vorzieht.

Masern-Epidemie in Italien durch Impfpflicht halbiert

Von den 12.279 ­Masern-Erkrankungen, die man in der EU zwischen Dezember 2017 und November 2018 registrierte, wurden 2.548 in Italien gemeldet, geht aus Angaben des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hervor. Dabei kam es in Italien zu sieben Todesfällen. Interessant: Im Vergleichszeitraum ein Jahr davor waren es mit 5.042 Masern-Erkrankungen fast doppelt so viele Fälle. Dann wurde im Juli 2017 die Impfungspflicht beschlossen, die zehn Pflichtimpfungen für Kinder im Schulalter vorsieht, darunter gegen Masern, Hirnhautentzündung, Tetanus, Kinderlähmung, Mumps oder Feuchtblattern. Die Lega-Nord- und Fünf-Sterne-Regierung ist allerdings ­gegen die Impfpflicht: Eltern wird geraten, ihre Kinder zu impfen, diese sollen jedoch nicht aus der Schule ausgeschlossen werden, wenn sie nicht geimpft sind.

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