Aufregung

Massaker am Golan: Video als Schulungsfilm?

Teilen

Video, das seit Tagen Österreich schockt, soll zur Ausbildung der Soldaten verwendet worden sein.

Nach einem Bericht der Kleinen Zeitung soll das Video, das einen Vorfall am 29. September 2012 auf den Golanhöhen zeigt, als österreichische Blauhelmsoldaten syrische Geheimpolizisten in einen Hinterhalt fahren ließen, ein "Schulungsfilm des Bundesheeres" sein.
 

"Kein offizielles Ausbildungsvideo"

Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums erklärte dazu auf Anfrage der APA, es handle sich dabei "um kein offizielles Ausbildungsvideo". Weitere Erhebungen dazu würden von der eingesetzten Untersuchungskommission gemacht werden. Zudem kündigte der Sprecher eine Stellungnahme des Ministeriums für einen späteren Zeitpunkt an.
 
 
In dem umstrittenen Video vom Vorfall im September 2012 ist zu sehen, wie österreichische UNO-Soldaten auf dem Golan die Einfahrt von syrischen Geheimpolizisten in einen tödlichen Hinterhalt offenbar nicht verhindert hatten. Bei einer darauffolgenden Schießerei wurden neun syrische Polizisten getötet.
 
Laut Kleiner Zeitung berichtete ein ehemaliger Bundesheersoldat, der im Bundesheerzentrum für Internationale Einsätze im niederösterreichischen Götzendorf für die Beobachtermission UNDOF an der syrisch-israelischen Grenzzone im Frühjahr 2013 ausgebildet wurde, dem Blatt, dass das umstrittene Video als "Schulungsmaterial" diente.
 

Debatten nach Vorführung

"Das Video wurde jedem Soldaten des letzten Kontingents im Schulungsraum auf einem Laptop gezeigt und danach gemeinsam heftig debattiert", sagte der Soldat, der nicht namentlich genannt werden wollte. Dem gesamten Kontingent von mehr als 100 Soldaten sei das Video gezeigt worden. Das Kontingent sei letztlich nach dem angekündigten Rückzug von der UN-Mission durch den damaligen Verteidigungsminister nicht mehr zum Einsatz gekommen.
 
Der Soldat berichtet dem Blatt zufolge auch über den Kommunikationsweg des Zwischenfalls, der in der Einsatzvorbereitung besprochen worden sei. Nach Aussage des Ex-Soldaten sei im Mai 2013 auch darüber gesprochen worden, dass der Kommandant der Schmugglergruppe der UN-Truppe einen Hinweis gegeben habe, bevor sie den Hinterhalt für die syrische Geheimpolizei gelegt hätten. "Commander, No Go", habe er gewarnt. Ein Einschreiten sei aber ein Ding der Unmöglichkeit gewesen, sei den österreichischen Soldaten im Training "eingetrichtert" worden.
 
"Das Kommando war klar und hieß: Nicht einschreiten!", zitierte das Blatt den Ex-Soldaten. "Der Befehl kam von ganz oben." Der österreichische Major meldete den Angaben zufolge als Oberkommandierender und Abschnittsbeauftragter die Ereignisse dem indischen UN-General als Oberkommandierendem der Mission. Insgesamt habe das Bundesheer aber in diesem Fall das Kontingent gut auf den Einsatz vorbereitet, sagte der Steirer, obwohl es in anderen Fällen, zum Beispiel in der grundsoldatischen Ausbildung, "eklatante Mängel" gegeben habe.
Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.