Ein Kommentar von Gerald Grosz.
Ein Fußballabend, wie er sinnbildlicher nicht sein könnte: Unten auf dem Rasen Österreich – kraftvoll, fokussiert, ehrgeizig. Eine Mannschaft, die arbeitet, läuft, kämpft. Eine Truppe, die weiß, dass Erfolg nur entsteht, wenn man ihn sich verdient. Und oben, auf der VIP-Tribüne, jene politische Ampel-Galerie, die all das verkörpert, was diesem Land fehlt: Schwerfälligkeit statt Dynamik, Abgehobenheit statt Bodenhaftung, Selbstzufriedenheit statt Zukunftswillen.
Unten Arnautović, der Funke, der zündet. Oben Babler und Meinl-Reisinger, Symbole einer Politik, die trotz maximaler Lautstärke minimalen Output liefert. Unten ein Trainerteam, das Verantwortung übernimmt. Zu Hause im Krankenbett ein Kanzler, der sie, die Führungsstärke meidet wie ein Stürmer die gelbe Karte. Der Kontrast könnte brutaler nicht sein: Hier Leistung, dort Leerlauf.
Während Österreich im Fußball zur WM stürmt, tritt die Republik politisch auf der Stelle – wirtschaftlich rutscht sie ab. Auf dem Spielfeld ein Land im Aufbruch. Auf der Tribüne ein System im Abbruch. Zwei Österreichs, die sich an einem Abend gegenüberstehen: Das eine kämpft für Erfolge. Das andere verwaltet Niederlagen. Der Ball rollt. Die Regierung stolpert. Und der Bürger sieht klarer denn je, wer für das Land arbeitet – und wer für den eigenen Sessel.