Von Verteidigungsministerium gefeuert

Militär-Imam wehrt sich gegen Jihadismus-Vorwurf: ''Nie Videos geteilt''

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Abdulmedzid Sijamhodzic weist die Vorwürfe entschieden zurück und versteht Rauswurf nicht. Auch die IGGÖ zeigte sich von der Vorgehensweise verwundert.

Die am Donnerstag bekannt gewordene Abberufung des islamischen Militär-Imams des Bundesheers beruht auf Informationen, die vom Heeres-Abwehramt gekommen waren. Das hat das Verteidigungsministerium am Freitag auf APA-Anfrage erklärt. In der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) zeigte man sich über die mediale Bekanntgabe irritiert. Im Ministerium betonte man, sowohl IGGÖ als auch den Imam selbst informiert zu haben.

Die Jihadismus-Vorwürfe seien aus verschiedenen Quellen gekommen, die man nicht offenlegen wolle, hieß es im Verteidigungsministerium. Jedenfalls seien sie so ernst zu nehmen gewesen, dass der Mann seine Tätigkeit nicht mehr ausüben dürfe. Nun liefen weitere Gespräche, es werde weiter Militär-Imame geben, wurde betont.

Militär-Imam wehrt sich gegen Rauswurf und weist Vorwürfe zurück

Der abberufene Militär-Imam des Bundesheers hat die gegen ihn erhobenen Vorwürfe am Freitag zurückgewiesen. Er habe Jihadistenvideos "nie in meinem Facebook-Auftritt geteilt, noch teile ich diese Ideologie", sagte er im Ö1-"Mittagsjournal" des ORF.

Ümit Vural, Präsident der IGGÖ, zeigte sich in einer Aussendung über die Vorgangsweise verwundert. "Leider scheint es zur Normalität zu werden, dass Entscheidungen von Ministerien nur noch via Medien kommuniziert werden." Ein Ex-Jihadist - als selbst ernannter "Islamistenjäger" auftretend - habe in einem Youtube-Video schwere Vorwürfe gegen den langjährigen Militär-Imam erhoben. Das Verteidigungsministerium habe daraufhin eine Entscheidung getroffen, ohne die IGGÖ vorab zu informieren.

Imam nie negativ aufgefallen

Der Imam des österreichischen Bundesheeres sei weder der IGGÖ, dem Bundesministerium noch seiner Kollegschaft in der Vergangenheit jemals negativ aufgefallen. Im Gegenteil sei der ausgebildete Jurist und Religionspädagoge für seine Tätigkeit stets hoch geschätzt worden, so Vural. Tatsächlich durfte er 2015 als damals neu installierter Militär-Iman am Nationalfeiertag bei der Rekruten-Angelobung sprechen. Hätte man damals schon von den Vorwürfen gewusst, wäre es nicht dazu gekommen, meint man nun im Verteidigungsministerium.

Vural betonte jedenfalls, dass Imame Vorbilder zu sein hätten. "Sie müssen für Besonnenheit, Verfassungstreue und interreligiösen Frieden stehen. Das war von Anfang an mein Standpunkt. Daher werden wir die Causa gewissenhaft prüfen und unsere Entscheidung direkt dem Ministerium mitteilen." Die Vereinbarung über die seelsorgerische Betreuung muslimischer Soldaten bestehe zwischen dem Verteidigungsministerium und der IGGÖ. Daher sei die islamische Seelsorge im Bundesheer unabhängig von der Entscheidung weiterhin gewährleistet.

 

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