Der ÖVP-Generalsekretär möchte für Österreich ein Konzept schaffen - ähnlich wie das Boxcamp im deutschen Hessen. Die SPÖ lehnt das ab.
ÖVP-Generalsekretär Hannes Missethon hält Trainingscamps für straffällig gewordene Jugendliche für eine "ernsthafte Alternative" zu derzeitigen Methoden. Diesen Schluss zog er nach einem Besuch des "Boxcamps" im hessischen Diemalstadt.
80% Erfolgsquote
Rund 20 Jugendliche hat der ehemalige Boxer und
geläuterte Junkie und Alkoholiker Lothar Kannenberg in seinem Trainingscamp.
Rund 80 Prozent der Ex-Teilnehmer sollen wieder den Weg in den normalen
Alltag geschafft haben. Mit US-amerikanischen Boot-Camps kann man das Modell
nicht vergleichen, hier geht es nicht um Umerziehung, sondern um sportliche
Betätigung und einen geregelten Tagesablauf.
"Das Kannenberg-Modell ist für mich ein Ansatz, der mich ermutigt", so Missethon, der im Auftrag des Bundesparteivorstandes das Camp vor zwei Tagen besichtigt hat.
Modell für Österreich
Missethon will nun, dass man auch
in Österreich ein Konzept wie in Hessen entwickelt. Jugendorganisationen
könnten behilflich sein, ebenso wie Kannenberg, der auch seine Hilfe
angeboten habe. Der Camp-Betreiber könnte ebenfalls Gast bei der
Informations-Enquete sein, die für Herbst angepeilt ist. Kannenbergs Camps
sind übrigens keine Maßnahme des Strafvollzugs, sondern eine Art
Bewährungsauflage.
Berger ist gegen Box-Camps
SPÖ-Justizministerin Maria Berger ist
in Sachen Boxcamp für jugendliche Straftäter skeptisch und setzt lieber "auf
professionelle Sozialtherapie". Derzeit würde das Ministerium auch die
bestehenden Anti-Gewalt-Trainings ausbauen, so Berger. Die Reform der
bedingten Entlassung durch das Haftentlastungspaket enthalte mehr
gerichtliche Weisungen, solche Angebote anzunehmen.
Bei minderschweren Delikten würden diversionelle Maßnahmen - etwa gemeinnützige Arbeit - sehr gut angenommen, so die Ministerin, und sie erneuerte ihr Angebot an Missethon, der Justizanstalt Gerasdorf einen Besuch abzustatten und sich dort einen Überblick zu verschaffen, "wie professionell in Österreich mit straffällig gewordenen Jugendlichen gearbeitet werde".
Von den Jugendsprechern von SPÖ und den Grünen kam nur Kopfschütteln über Missethons Ansichten. Einhelliger Tenor: solche Camps hätten nichts mit dem wirklichen Leben der jungen Leute zu tun.