Nach 27 Jahren in der Wiener Kommunalpolitik gab Christoph Chorherr seinen Abgang bekannt.
"Irgendwann muss man loslassen"
Begonnen habe seine Karriere vor mehr als 30 Jahren, lässt Chorherr in dem Video Stationen seines Lebens als Politiker kurz Revue passieren. "Da steht einer der Mitbegründer der Grünen in Österreich." Er sei jetzt 57 und es sei immer schwer, den richtigen Zeitpunkt zu finden. Er glaube aber, dass dieser nun gekommen sei, erklärte Chorherr. Er beteuerte, dass er seine Entscheidung ganz bewusst bekanntgeben habe, bevor der neue Spitzenkandidat bei den Grünen gekürt werde - damit danach niemand vermute, er gehe, weil die Wahl auf die betreffende Person gefallen sei.
"Neue Kräfte für Wiener Grüne"
"Ich werde ein Grüner bleiben, wenn es gewünscht wird, ehrenamtlich", versprach Chorherr. Er werde helfen, wenn er gerufen werde: "Ich glaube, dass die Wahl 2020 eine extrem wichtige ist, die wir gewinnen können." Der Partei streute er zum Abschied Rosen: "Ich möchte mich wirklich bedanken und verneigen vor den Grünen." Sie hätten auch akzeptiert, dass er mitunter anderer Meinung gewesen sei. Er würdigte auch Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou, die kommendes Jahr ebenfalls abtritt. Überhaupt, so befand er, sei die schönste Zeit jene in der Regierungsverantwortung gewesen.
Er spüre, dass es derzeit "noch schön" sei, als Politiker tätig zu sein. Chorherr äußert jedoch die Vermutung, dass sich das bald geändert hätte. Er habe Politiker gesehen, die den Zeitpunkt verpasst und dann verbittert abgerechnet hätten: "Ich will nicht so gehen, will nicht, dass andere sagen: Endlich schleicht sich der Alte." In der Politik gehe es immer um Macht, man solle nicht so tun, als wäre Politik ein "nettes Geschäft".
Kritik an Öffentlichkeit
"Die Öffentlichkeit nimmt selten etwas wertschätzend wahr", beklagte er. Zudem könne man sich inzwischen von der "Böswilligkeit", die gerade durch Social Media sichtbar werde, schwer abgrenzen. Immer wieder seien gezielt Gerüchte gestreut worden, die ihn getroffen hätten. So habe man ihm etwa wiederholt unterstellt, über Dachgeschoßwohnungen in diversen Bauprojekten zu verfügen.
Auch sei in "wirklich bösartigster Absicht" die Staatsanwaltschaft eingeschaltet worden, weil er zwei Schulen in Afrika unterstütze. Da habe er sich durchaus oft gefragt: "Warum tue ich mir das an?" Chorherr zeigte sich auch genervt vom "Kleinkampf" um jeden Radweg.
Chorherr versicherte, dass er alle drei Kandidaten aus dem Rathausklub, die für den ersten Listenplatz kandidieren, für befähigt halte. Allerdings, so fügte er hinzu, wolle er nicht verhehlen, dass er Peter Kraus unterstütze. Wer im Rathausklub auf Chorherr folgt, ist unterdessen noch nicht entschieden, hieß es dort am Montag.