Hochspannung im Wahlkampf-Finale im Burgenland: Bei der ersten von drei
wichtigen Landtagswahlen steuert die SPÖ auf einen Sieg zu.
Viel dramatischer könnte auch ein Hollywood-Regisseur das Finale eines
Wahlkampfs nicht inszenieren: Der Titelverteidiger liegt in der allerletzten
Umfrage von Gallup und ÖSTERREICH vor der Wahl bei genau 50 Prozent – exakt
an der Grenze zur absoluten Mehrheit, die das erklärte Wahlziel von Hans
Niessl ist.
Und er kämpft allein gegen alle anderen, die als ihr gemeinsames und
wichtigstes Wahlziel nur angeben: Niessls absolute Mehrheit muss fallen.
Die Ausgangslage ist freilich für den Titelverteidiger Niessl am
schwierigsten: Er hatte 2005 mit 52,2 Prozent das zweitbeste Ergebnis der
Burgenland-Roten in der Geschichte – für ihn kann es rechnerisch fast nur
bergab gehen.
Die ÖVP hingegen erreichte bei der letzten Wahl 2005 das drittschlechteste
Ergebnis der Geschichte, die FPÖ das schlechteste Resultat seit Beginn der
Ära Haider (1987) – beide können eigentlich nach der Papierform nur
gewinnen.
Niessl unangefochten.
Und trotzdem zeigt die jüngste Umfrage:
Ähnlich wie im Vorjahr VP-Landesfürst Josef Pühringer in Oberösterreich
(legte 3,3 % zu, obwohl ihm viele ein Minus vorhergesagt hatten) schlägt der
Bonus des Amtsinhabers auch im Burgenland voll durch – in einer Hochrechnung
inklusive der Unentschlossenen liegt Niessl derzeit bei 58 Prozent bei der
Direktwahl des Landeshauptmanns.
Da war es nur logisch, dass er – unter wildem Protest der Konkurrenz – jetzt
voll auf Vorzugsstimmen setzt: Der farb- und glücklose VP-Spitzenkandidat
Franz Steindl kommt nicht einmal auf die Hälfte der Direktstimmen (27 %),
die Kandidaten von FP und Grünen sind völlig out.
SPÖ träumt schon von neuen Stimmenrekorden
Gelingt die
Vorzugsstimmen-Kampagne so wie zuvor die Demontage der VP im Streit ums
Asylzentrum Eberau, sind 50 % für Niessl wohl fix – sogar von den legendären
53,2 Prozent des jüngst verstorbenen Theodor Kery in der Ära Kreisky wurde
beim SP-Wahl-Finale in Eisenstadt gestern schon geträumt.
In der VP zittert man indes vor einem Absturz unter 30 Prozent. Für die
Traditionspartei, die mehrmals selbst die Absolute schaffte, wäre das eine
historische Katastrophe.
Kein Wunder, dass der pannonische Thriller nun auch für Spannung im Bund
sorgt: Entscheidet der Sonntag doch darüber, wer bis Herbst in der Koalition
den Ton angibt – und wer bei den Wahlen in Wien und der Steiermark den Trend
als Wahlkampf-Turbo nützen kann.
Erster Sieg der Ära Faymann Hält Niessl am Sonntag
die absolute SP-Mehrheit im Burgenland, hofft Kanzler Faymann auf
Rückenwind für die Bundes-SP. Seit 2008 war die SPÖ
unter Werner Faymann nicht gerade von Erfolgen bei Lokalwahlen
verwöhnt. Das soll sich ab Sonntag ändern: Hält Burgenlands
SP-Landeshauptmann Hans Niessl die absolute Mehrheit, hofft der
SP-Bundeskanzler auf Rückenwind für die Gesamtpartei. Immerhin muss
die SPÖ im Herbst in Wien und in der Steiermark zwei weitere harte
Wahlschlachten schlagen. Gelingt Niessl am Sonntag der Wahlcoup,
würde das Faymann vor dem SP-Parteitag am 12. Juni enorm stärken.
Schließlich liegt der Kanzler auch erstmals in den Meinungsumfragen
wieder vor der ÖVP. Ein Burgenland-Sieg könnte diese Werte nach dem
ersten Stimmungshoch durch die Wiederwahl von Heinz Fischer noch
verstärken. Und der Parteitag würde wohl zum Jubelevent für den
Kanzler, dem derzeit von den Genossen allerorts attestiert wird: „Mit
den Reichensteuern hat er endlich das Thema gefunden, das wir
gebraucht haben, um die VP zu überholen.“ Powerplay
gegen Pröll. Faymann will ab Montag auch Ton und Tempo in der
Koalition verschärfen: Vor allem seinen „Kampf um Gerechtigkeit“, also
gegen Sozialabbau und Massensteuern, wird der Kanzler forcieren. Und
dann zu vielen der harten Sparvorschläge Prölls schlicht Njet sagen.
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ÖVP droht ein Gemetzel Josef Pröll muss erstmals mit
Widerstand aus der ÖVP rechnen. Wer ihm das Leben schwer machen will. Bislang
war Josef Pröll der erfolgsverwöhnte Sonnyboy der Koalition. Das
könnte sich ab Sonntag schlagartig ändern. Dann nämlich, wenn seine
Partei im Burgenland tatsächlich erstmals in der Parteigeschichte
unter 30 Prozent fällt. Und dann wird dem Vizekanzler wohl
ein kräftiger Gegenwind ins Gesicht blasen. Denn neben einer
Personaldebatte im Burgenland, brechen einige Unruheherde auf: Die
VP-Landesfürsten – allen voran Niederösterreichs Erwin Pröll – werden
wohl gegen den eisenharten Sparkurs im Bund rebellieren. Der Aufstand
von Tirols Günther Platter in Sachen Brennertunnel ist da nur ein
Vorgeschmack. Diverse Gräben könnten aufbrechen: Die Steirer
fürchten für Herbst eine Niederlage wegen des „Retrokurses“ in Sachen
Schule. Die Wirtschaft mit WK-Chef Christoph Leitl ärgert sich massiv
über „drohendes Kaputtsparen“. Und Altkanzler Wolfgang Schüssels
Bataillone stehen bereit...
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Strache: Zittern um Wiener Leiberl Zwar könnte sich die FPÖ
im Burgenland verdoppeln: Allerdings von einem historischen Tiefstand
aus. Strache hofft zumindest auf einen FP-Landesrat... Im
Burgenland kann es für die FPÖ eigentlich nur aufwärts gehen: Immerhin
stürzten sie 2005 – nach der BZÖ-Abspaltung – mit 5,8 Prozent auf den
tiefsten Stand seit 30 Jahren. Am Sonntag wird sich die FPÖ laut
Umfragen auf zumindest über zehn Prozent erholen. Ein wirklicher
Triumph schaut freilich anders aus. Immerhin eroberte die FPÖ 1996
unter Jörg Haider mit 14,6 Prozent einen eigenen Landesrat. Das will
nun auch FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache erreichen. Schließlich
braucht er nach dem Flop mit seiner ultranationalen
Präsidentschaftskandidatin Barbara Rosenkranz dringend einen
Wahlerfolg. Strache steht am 10. Oktober ja seine härteste
Schlacht erst bevor: Dann ist er selbst FP-Spitzenkandidat bei der
Wiener Gemeinderatswahl. Dort benötigt er einen echten Durchmarsch
in Richtung 30 Prozent. Sollte die FPÖ im Burgenland nur um die zehn
Prozent erreichen, wird das fast unmöglich. Und deshalb drohen Strache
erstmals in seiner Obmannschaft nun auch innerparteiliche Debatten. Die
Nationalen um FP-Nationalratspräsident Martin Graf – die in der FPÖ
das klare Sagen haben – sind nach wie vor über Strache verärgert, da
dieser ihre Kandidatin Rosenkranz im Wahlkampf im Regen stehen
gelassen hatte. Zudem hat er Graf und Co. – rechtzeitig vor der
Wien-Wahl – in die zweite Reihe zu verbannen versucht. Aber
auch die wenigen „liberaleren“ Geister der FP mucken auf: Vor allem
der FP-Wirtschaftsflügel will eine Kurskorrektur von Strache – hin zu
mehr Modernität...
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