Suche nach neuem Obmann läuft.
Wien. Nach dem überraschenden Rücktritt von FPÖ-Parteichef Norbert Hofer, den dieser auch mit seinem Konflikt mit Klubobmann Herbert Kickl begründet hatte, waren die beiden Parteigranden am Mittwoch um versöhnliche Worte bemüht. Hofer betonte via Facebook die Notwendigkeit der Geschlossenheit und bat, seine Nachfolger genauso zu unterstützen wie er es erfahren habe. Kickl wiederum postete fast zeitgleich umfassende Dankesworte und verwies auf die zahlreichen Verdienste Hofers.
Vor der für den Nachmittag (15.30 Uhr) angesetzten Pressekonferenz des nun "amtsführenden FPÖ-Bundesparteiobmannstellvertreters" Harald Stefan zur aktuellen Lage rückten sowohl Hofer als auch Kickl in ihren Postings die gesundheitliche Situation Hofers in den Fokus. Der zurückgetretene Parteichef zeigte Verständnis für die Überraschung vieler seiner Parteifreunde über seinen Schritt, der Entschluss dazu sei "aber schon lange in mir gereift". "Ich habe mich auf Anraten meiner Ärzte vor drei Wochen dazu entschlossen, wegen eines Bandscheibenvorfalls eine Reha zu machen", schrieb er und verwies auf seine persönliche Krankheitsgeschichte, die maßgeblich von einem Paragleiter-Absturz, folgender Querschnittlähmung und dem Kampf zurück gekennzeichnet war. "Meine Familie, meine Kinder, meine Freunde - sie alle haben mich auf diesem Weg unterstützt, wofür ich ihnen unendlich dankbar bin."
Hofer ruft zu Geschlossenheit auf
Diese Geschlossenheit sei es auch gewesen, die es möglich gemacht habe, "dass die FPÖ nach dem 'Ibiza-Video' nicht zerbrochen ist, wie das die politischen Mitbewerber gehofft haben", schreibt Hofer. Er habe es "keine Sekunde" bereut, damals die Partei übernommen zu haben. Am Erfolg der Rückkehr der FPÖ zu einer "stabilen Partei" hätten alle in der FPÖ ihren Anteil, betonte er. "Es ist auch in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren wichtig, diese Geschlossenheit weiter an den Tag zu legen, damit die FPÖ auch weiterhin positiv in die Zukunft blicken kann. Darum bitte ich Euch, liebe Freunde. Wer auch immer meine Nachfolge an der Spitze der Bundespartei antreten wird, hat dieselbe Unterstützung verdient, wie auch ich sie von Euch bekommen habe."
Am Vortag hatte Hofer seinen Schritt freilich noch konkret mit der Auseinandersetzung mit Kickl über die Spitzenkandidatur bei der nächsten Nationalratswahl begründet: "Ja natürlich. Ich lasse mir nicht jeden Tag ausrichten, dass ich fehl am Platz bin", sagte er gegenüber "Österreich".
Kickl - der Hofer in den vergangenen Wochen öffentlich diverse Unfreundlichkeiten ausgerichtet hatte - erklärte nun via Facebook, er wolle diesem "für seinen Einsatz an vorderster Front für die FPÖ über so viele Jahre ganz herzlich danken. Bundespräsidentenwahl 2016, Nationalratswahl 2017, dann intensive Regierungsverhandlungen, das Ministeramt samt Regierungskoordination und zuletzt 2019 die Übernahme der Parteispitze nach den Wirren rund um Ibiza - all das hinterlässt auch beim Stärksten natürlich Spuren", nahm auch er Bezug auf gesundheitliche Belange Hofers.
"Zutiefst persönliche Entscheidung"
Es sei "bewundernswert, wie Norbert Hofer all das in Verbindung mit den gesundheitlichen Folgen seines schweren Unfalls bewältigen konnte - und dabei im positivsten Sinne enorm wichtige Kapitel der freiheitlichen Erfolgsgeschichte federführend geschrieben hat!" Die "zutiefst persönliche Entscheidung" Hofers, sei "von uns allen zu respektieren". Er habe am Mittwochvormittag mit seinem Ex-Parteichef ein "sehr persönliches Telefongespräch" geführt und mit diesem sowohl über seine Beweggründe als auch "über die nötigen Zukunftsschritte" gesprochen
Die nun notwendigen innerparteilichen Weichenstellungen werde man "in den kommenden Tagen in einem freundschaftlichen Miteinander von Ländern und Bund" vornehmen, so Kickl. Einmal mehr untermauerte der Klubobmann seine Bereitschaft, selbst an die Spitze zu treten: "Was mich persönlich betrifft: Ich habe bereits gestern gesagt und wiederhole es an dieser Stelle. Ich werde meinen Beitrag zu dieser freiheitlichen Zukunftsaufstellung selbstverständlich leisten. Darauf könnt ihr euch verlassen!"
Am Nachmittag wird die Partei in einer Pressekonferenz den weiteren Weg skizzieren. Obmann-Stellvertreter Harald Stefan, der als Ältester der Vizeparteichefs formal die Obmann-Agenden weiterführt, hat zu einer Pressekonferenz eingeladen, auch Generalsekretär Michael Schnedlitz wird teilnehmen. Wann die Partei-Gremien tagen, war vorerst noch offen.
Seitens der Konkurrenz blieb man am Mittwoch zurückhaltend. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner wollte sich bei einer Pressekonferenz nicht näher zur Lage in der FPÖ äußern. Diese müsse ihre Angelegenheiten intern regeln. Entscheidend sei für sie, dass das Land "nicht von einer Politik der Radikalisierung und Hetze geprägt" werde, sondern eine respektvolle Zusammenarbeit benötige.