Nach dem EU-Wahlsieg der ÖVP dreht sich das Kommissar-Karussell: Die heißesten Favoriten sind Ursula Plassnik und Wilhelm Molterer.
Unmittelbar nach dem desaströsen Wahlergebnis der SPÖ zementierte die ÖVP ihren Anspruch auf den hohen EU-Job in Brüssel: „Nach diesem Ergebnis ist aus meiner Sicht klar: Wir wollen den Kommissar stellen“, so Vizekanzler Josef Pröll unzweideutig. In Parteikreisen ist auch klar, wen er für den Posten präferiert: Wilhelm Molterer.
Tausendsassa Molterer
Der Ex-Finanzminister gilt als
„Universalist“: „Bis auf Frauen-Angelegenheiten könnten wir ihn überall
unterbringen“, meint ein Parteigänger. Zudem passe zwischen Molterer und
Pröll „kein Blatt Papier“.
Barroso will Plassnik
Als Molterers gefährlichste Konkurrentin
wird Ursula Plassnik gehandelt. Allein, in der ÖVP hat sie die schlechteren
Karten: Sie werde zwar fachlich geschätzt, sei aber „nicht super beliebt“,
so ein Insider. Doch Plassnik kann auf Unterstützung aus Brüssel zählen.
Denn Kommissions-Präsident José Manuel Barroso kennt sie noch aus ihrer Zeit
als Außenministerin und hält große Stücke auf sie. Letztlich wird er es
sein, der sich sein Team zusammenstellt. Am 31. Oktober soll die Kommission
stehen.
Dafür muss der konservative Portugiese allerdings für eine zweite Amtszeit bestätigt werden. Beim Gipfel der Regierungschefs kommenden Donnerstag und Freitag will Tschechiens EU-Rats-Vorsitzender Mirek Topolánek Barroso als neuen alten Präsidenten vorschlagen. Dann folgt das Votum des Parlaments. Angesichts der starken Zuwächse der Konservativen gilt die Wiederwahl als wahrscheinlich.
Welches Ressort?
Offen bleibt, welches Ressort ein heimischer
Kommissar künftig besetzen kann. Als mögliches Szenario gilt die
Nachbesetzung des Außen-Ressorts, das bislang von Benita-Ferrero-Waldner
geführt wird. Damit hätte Plassnik als Frau und Außenpolitikerin den Job so
gut wie fix. In allen anderen Bereichen könnte Molterer punkten.
Schüssel noch im Rennen
Neben den Top-Favoriten fallen in
der ÖVP auch noch andere Namen: So stehen Martin Bartenstein und Wolfgang
Schüssel noch immer bereit. Allerdings ist Bartenstein an sein
Pharma-Unternehmen gebunden. Und Schüssel will laut Insidern „nicht mehr in
der ersten Reihe stehen.“